Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

bemannt mit acht Seesoldaten und Matrosen, dann auch nach einer weiteren bangen Stunde herankam und 
mich übernahm. In diesem Augenblick sichteten wir auch ein deutsches Torpedoboot, das mit Volldampf 
auf uns zusteuerte; es war bemüht, den Apparat zu bergen, wurde aber durch feindliche Fliegerbomben an 
der Ausführung seiner Absicht verhindert und mußte sich dann schleunigst zurückziehen. 
Hierüber meldete der amtliche französische Heeresbericht vom 29.November 1915, wie folgt: 
„In Belgien gelang es einem Flugzeug, das zur Verfolgung eines deutschen Geschwaders aufgestiegeu 
war, einen deutschen Flieger zum Absturz zu bringen, der auf der Äöhe von Bad Westende ins Meer 
fiel. Ein deutsches Torpedoboot und Motorboote kamen aus Oftende und Middelkerke zur Rettung 
herbei. Wasserflugzeuge unserer Alliierten und unsere Artillerie griffen die Motorboote an und brachten 
eins zum Sinken." 
General French berichtete sogar, was deutscherseits sofort als glatt aus der Luft gegriffen dementiert 
wurde: 
„Bei Middelkerke zerstörte ein britischer Flieger ein deutsches Unterseeboot, das, wie man wahrnahm, 
in zwei Stücke brach." 
Nach weiteren zwei Stunden angestrengten Ruderns unter ständigem Feuer von der belgischen Küste 
aus erreichten wir endlich den Strand bei Westende-Bains. 
Meiner Erfahrung und meines Erachtens nach verdanke ich meine Rettung mehreren Glückszufällen: 
Erstens den zu tief gehenden feindlichen Schüssen, die, wenn besser gezielt, mich und meinen Beobachter 
sicher in der Luft getötet hätten; 
zweitens, daß mir gleich der Magnet zerschossen wurde, so daß das herausspritzende Benzin kein Feuer 
mehr sangen konnte; 
drittens dem Amstande, daß ich die Maschine auf 800 Meter Äöhe glücklich wieder abfing; 
viertens, und diesem nicht am wenigsten, daß sich die Maschine zwei Stunden über Wasser hielt, was 
wiederum dem Amstand zuzuschreiben ist, daß ich die Tragflächen des Apparats mit Lack überziehen ließ, 
was ich aus dem Grunde tat, weil die weiß gestrichene Maschine zu leicht Schmutz annahm und die Flächen 
mit Lack überzogen mit Benzin leicht abwaschbar waren. 
Meinem Beobachter gelang seine Absicht, an Land zu schwimmen und mir Äilse zu schicken, trauriger- 
weise nicht; er wurde, wie ich auch schon fürchtete, als ich von meinem Apparat aus nichts mehr von ihm 
sah, ein Opfer der Wellen. Ich muß auch zugeben, daß, hätte der Beobachter den Apparat nicht ver- 
lassen und durch sein eigenes Körpergewicht noch mitbeschwert, wir vielleicht beide ertrunken wären, ehe 
Äilfe zur Stelle war. 
Bericht des österreichisch-ungarischen Oberleutnants Neugebauer über einen Fliegerangriff 
auf Ancona am 3. April 1916. 
Zehn öfterreichisch-ungarische Marineflieger wollen eine Reise über die Adria wagen, um die Besuche 
der italienischen Gegner in Laibach, Adelsberg und Trieft zu erwidern. Der Käsen von Ancona ist ihr Ziel, 
und als Geschenke bringen sie Bomben. 
Führer und Beobachter nehmen ihre Plätze ein. Dann greifen kräftige Kände zu, und mit einem 
leichten, federnden Wippen setzen sich die Riesenvögel auf der spiegelnden Meeresfläche in Bewegung. Der 
Motor läuft rascher, und in langer Reihe heben sich die Flugzeuge der Sonne entgegen, zum Fluge gegen 
Westen. Noch einige Minuten, dann verschwinden die schwarzen Punkte in der schimmernden, silbernen 
Äimmelsferne. Bald taucht aus Dunstschleiern eine graue, massige Bergform auf, der Monte Eappuccini, 
an dessen Lehne sich Ancona breitet. In zwei Gruppen formiert, braust ihm das Geschwader entgegen. In 
wenigen Minuten, der Flug über die Adria nimmt nicht viel mehr als eine Stunde in Anspruch, muß das 
Ziel erreicht sein. Aber die Wächter an Italiens Küste sind vorsichtig und aufmerksam geworden in den 
letzten Monaten. Schon sind die schwarzen Punkte am östlichen Äimmel entdeckt. Sirenen heulen. Dampf- 
pfeifen gellen, Kanonenschüsse dröhnen über den Äafen, hier warnend, dort zum Kampf gegen den beherzten 
Gegner rufend. Gleich sind Angreifer und Verteidiger in ihrer Stärke; was den Sieg erringen muß, ist 
die größere Beherztheit und — das größere Soldatenglück. Wir glauben an unseren Schutzengel, und auch 
diesmal trog dieser feste Glaube nicht.
	        
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