Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Panzerdeck und Panzerung der achteren zwei Türme, ein kleiner, weniger stark gepanzerter Ring, in den 
Munitionsaufzug und brachte die hier bereitliegende Munition zur Entzündung. Eine Explosion der 
gesamten Munitionskammer wurde durch die Geistesgegenwart eines Maschinistenmaats verhütet, der 
durch Aufreißen des Flutventils die ganze Kammer unter Wasser setzte. Das Fleisch seiner Kandflächen 
blieb allerdings am Äandrad kleben. Die Kitze im achteren Schiff soll ganz gewaltig gewesen sein. Das 
läßt sich auch begreifen, wenn man bedenkt, daß eine Kartusche, die hinter eine 28-Zentimeter-Granate ins 
Rohr geschoben wird, acht Zentner Pulver enthält. Von diesen Kartuschen waren mehrere im Aufzug. 
Dieser eine Schuß hat das Achterschiff, aber nur innen, von außen ist gar nichts zu sehen, ziemlich stark 
demoliert und diesen einen Turm mit zwei Geschützen und allen dazu nötigen hydraulischen und elektrischeil 
Apparaten zerstört. Doch die Schäden sind alle schon lange wieder repariert und die Schiffe wieder klar 
zu einem neuen Tanz. — Das ist das einzige Mal gewesen, daß englische Schiffe sich so weit von ihrer 
Küste entfernt haben. Die erste Lehre, daß die deutsche „Luxusmarine" auch beißen kann, ist das ja nicht 
gewesen. Das haben „Scharnhorst" und „Gneisenau" ja schon bewiesen. Die englischen Verluste in dem 
ersten Gefecht mit diesen beiden Schiffen sind ja bekannt, die im zweiten werden wohl noch bekanntwerden. 
Was hat die „Emden" im Indischen Ozean geleistet, und gerade während des Monsums! Wer diese» 
Ozean mit seinen Monsumfiürmen kennt, kann sich ein Bild machen von den ungeheuren Strapazen und 
der Arbeitsleistung namentlich des Maschinenpersonals. Ich kann aus eigener Erfahrung ein Lied davon 
singen. Die „Karlsruhe" spukt jetzt noch draußen herum, und daß Munition, Proviant und Kohlen nicht 
ausgehen, dafür hat die Admiralität schon vor Wochen gesorgt. — Daß die A-Voot-Vlockade im Anfang 
soviel Erfolg gehabt hat und jetzt so wenig, liegt wohl daran, daß die meisten Schiffahrtslinien ihren Ver¬ 
kehr eingestellt haben. Daß das auch Opfer kostet — zwei Boote sind schon weg —, damit wird wohl jeder 
gerechnet haben. Die Übermacht an modernen, stark armierten, schnellen Panzerkreuzern haben wir dem 
Engländer genommen, wenigstens bei seinem Nordsee- und Kanalgeschwader. Die Schiffe im Mittelmeer 
kann er wohl schlecht wegziehen. So wird es wohl zu keiner Seeschlacht kommen, denn ohne erdrückende 
Abermacht läßt sich John Bull auf solche kitzlige Sache nicht ein, obwohl kein einziger bei der Marine ist, 
der nicht mit aller Inbrunst eine Entscheidung herbeisehnt. 7% Monate sind wir ja jetzt im Kriege und 
haben noch keinen von den Halunken zu Gesicht bekommen, noch keine Gelegenheit gehabt, unsere Wut mal 
auszulassen. Das ist hart! Bei Helgoland sind wir auch nicht dabeigewesen. Sonnabend mittag sind wir 
in die Werft gefahren, um Kohlen zu nehmen und kleine Reparaturen in der Maschine auszuführen. Sonntag 
früh gegen 10 Ahr kam plötzlich der Befehl: „Dampf auf in allen Kesseln!" Am 12 Ahr lagen wir in der 
Schleuse, und dann ging's los. Soviel Dampf, wie die alten Leute im Äeizramn — meist Seewehr II — 
machten, konnten wir in den drei Maschinen gar nicht verarbeiten. Mit 128 Amdrehungen ging's dahin. 
Das höchste, was wir in den sieben Monaten erreicht haben. Aber es nützte nichts. In der Nähe Kelgo- 
lands konnten wir wieder umkehren. Die Sache war schon erledigt u,td die Enttäuschung groß. — Im Laufe 
dieser Monate hat sich nun verschiedenes herausgestellt, und die Erfahrungen, die da gemacht wurden, sind 
verwertet worden. So haben wir, nachdem wir von Mitte Dezember bis Anfang Februar fast ununter¬ 
brochen bei schwerstem Wetter auf Vorposten waren, vom 6.—24. Februar eine längere Werftliegezeit 
gehabt. — Die Jahreszeit ist jetzt nicht danach, irgend etwas zur See zu unternehmen. Schwere Stürme 
wechseln mit dichtem Nebel ab. Wir sind daher leider jetzt zur Antätigkeit verdammt. Anseren Vorposten- 
dienst versehe«: wir aber doch nach wie vor. An dem ganzen Dienst ändert sich nichts: 18 Stunden Tagwache 
und Lecksicherungsdienst wechseln ab.
	        
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