Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Zu meinem M.-G. waren mir zwei alte Soldaten und zwei junge Rekruten beigegeben. Das M.-G. 
nebst Munitionskisten wurden von Vafut-Trägern getragen. Mit ioilfc der beiden alten Soldaten gelang 
es mir, das M.-G. nebst einigen Munitionskisten vorzubringen. Auf etwa 990 Meter Entfernung fand ich 
Deckung hinter einem umgestürzten Baumstamm. Ich eröffnete sofort das Feuer und nahm in Ermangelung 
eines anderen Zieles den Dorfrand unter Feuer. Nachdem ich drei Gurte verfeuert hatte, gab mir Haupt- 
mann Adametz sein Glas, und ich konnte nun die Engländer in ihren sehr gut angelegten Gräben erkennen 
und nahm diese unter Feuer. Die Lagen schienen gut zu wirken, denn das feindliche Feuer wurde unsicher. 
Auf dem linken Flügel drang Oberleutnant Quelle immer näher an Takum heran. Jedenfalls schien dort 
das Gefecht am stärksten zu sein. Rechts war Leutnant Bier mit Sergeant Zielbauer im Vorgehen. Nur 
unsere Rekruten waren einfach zurückgeblieben und schössen hinter uns mit ihren 71er Büchsen auf über 1000 
Meter auf die Engländer. Am diese vorzubringen, ging Hauptmann Adametz zurück und gab mir die Erlaub- 
nis, der Abteilung Bier zu folgen. Vor uns war bis Takum alles Gras abgeschlagen, ich mußte daher rechts 
ausbiegen und kam bis etwa 500 Meter an Takum heran. Das Vorbringen des Gewehrs war eine schwere 
Arbeit. Die Träger versagten völlig, sie waren nur mit Drohen des Erschießens vorwärtszubringen. Die 
beiden alten Soldaten bewährten sich wie immer gut und haben mit eigener Todesgefahr das M.--G. wieder 
in Stellung gebracht. Trotzdem ich dauernd mit dem Karabiner die Träger vorwärts trieb, blieb mir zuletzt 
keine andere Wahl, ich mußte noch weiter vor und Vekom-Hilsskrieger holen. Diese waren wenigstens nicht 
feige und schleppten die Lasten vor. Von der neuen Stellung aus nahm ich dann wieder die englischen Stel- 
lungen unter Feuer. Doch die Engländer waren zu gut verschanzt. Das Gefecht kam nicht vorwärts. Jetzt 
erschien eine Ordonnanz des Hauptmanns Adametz mit dem Befehl, nicht weiter vorwärtszugehen. Der 
Tag wurde uns nun im feindlichen Feuer lang. Es war ein glühend heißer Mittag, die Feldflaschen leer. 
Beim Vorgehen waren mir bereits drei verwundete Soldaten begegnet, die ich, so gut es ging, verband. 
Beim Gegner schien die Munition knapper zu werden, denn man bemerkte Leute, die versuchten, nach hinten 
zu laufen. Gegen 5Ahr die genaue Zeit ist mir entfallen, kam wieder eine Ordonnanz mit der Meldung, 
daß Oberleutnant Quelle gefallen sei und der Rückzug in der Dämmerung erfolgen sollte. Die Loslösung 
vom Feinde erfolgte ohne Schwierigkeit. Er folgte nicht. Bei den Hügeln sammelten wir uns. Ich ver¬ 
band nochmals die drei Verwundeten. Außer Oberleutnant Quelle war noch ein farbiger Polizist gefallen. 
Ansere sämtlichen Träger und die Vasut-Hilfskrieger waren gleich zu Beginn des Gefechts entlaufen. Die 
Leiche des Oberleutnants Quelle hatte« seine Soldaten mit zurückgebracht und im Eilmarsch nach Kentu 
geschafft. Hier liegt er an der Seite des später in Kentu gestorbenen Gefreiten Schreiber. Ein schlichtes 
weißes Kreuz mit Inschrift schmückt jedes Grab. 
Es wurde schnell dunkel, und infolge Fehlens jeder Verpflegung herrschte eine trübe Stimmung. Haupt- 
mann Adametz gab mir nun den Befehl, mit den Verwundeten und dem M.-G. noch den Rückmarsch bis 
zum nächsten Dorf anzutreten. Anterwegs überraschte mich ein heftiger Tornado, die Blitze zeigten mir 
aber den Weg, durchnäßt und frierend traf ich nach zwei Stunden in dem Dorfe ein. Hier fand ich einige 
Träger mit ihren Lasten vor. Glücklicherweise auch meine Verpflegungslast. Ich stärkte mich nun erst mal 
gründlich, sah nochmals die Verwundeten nach und verbrachte die Nacht in einer Negerhütte in unruhigem 
Schlaf. Frühmorgens ging es weiter, um noch vor der Hauptabteilung über den Fluß zu kommen. Der 
Übergang war wieder sehr schwierig, da durch die Regenmengen der Strom noch reißender war. Mehrere 
Stunden angestrengter Arbeit vergingen, ehe ich die Verwundeten und M.-G.-Lasten glücklich ohne Anfall 
herüber hatte. Hier holte mich Sergeant Zielbauer ein. Gemeinsam setzten wir unseren Weg fort. Erst 
nach vier Tagen trafen wir in Kentu ein. Wir waren ganz erschöpft, durch das fortwährende Waten im Wasser 
und das angestrengte Marschieren hatten wir alle entzündete Beine. Es bedurfte erst mehrerer Tage, ehe 
wir wieder hergestellt waren. Kurz nach Ankunft in Kentu starb der eine Verwundete an den Folgen seines 
Bauchschusses. Die beiden anderen waren nach kurzer Zeit wieder k. v. Wie anders hätte dieser Zug nach 
Kentu ausfallen können, wenn uns eine gute alte Friedenskompagnie mit 98er Gewehren zur Verfügung 
gestanden hätte. Aber auch die Engländer müssen schwere Verluste gehabt haben, wie uns durch Eingeborene 
mitgeteilt wurde. Jedenfalls haben sie uns ein Jahr lang nicht belästigt. 
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