Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

anderen unserer Grenzposten. Durch fruchtbares Land ging unser Marsch. Mit frohem Mut zogen wir 
dahin, waren wir doch mm eine stattliche Macht, wohl an hundert Soldaten. Arn zweiten Tage standen wir 
an dem wild dahinbrausenden Katsena. Eine Hängebrücke führte über den wohl 50 Meter breiten Strom. 
Nur immer ein Mann konnte diese schwankende Brücke passieren. In Abständen von 10 Metern folgte 
einer dem andern. Aber sechs Stunden dauerte der Übergang. Erst abends machten wir in einem Tale Kalt. 
In einer Grashütte, die unsere Soldaten uns schnell gebaut hatten, überraschte uns ein heftiger Tornado. 
Der Regen drang in unsere Äütte und unser Bett. Es war eine ungemütliche Nacht. Doch uns stand noch 
Ärgeres bevor. Am nächsten Tage wieder Marsch mit Übergang über zwei Flüsse, wovon wir den einen 
ebenfalls auf Hängebrücke überschritten, den anderen bis an die Brust durchwaten mußten. Erst abends 
8 Ahr erreichten wir ein Dorf. Frierend lagerten wir uns um ein wärmendes Feuer. Am anderen Tage 
sollten wir Kentu erreichen. Wir befanden uns in der Regenzeit, und täglich regnete es fast ununterbrochen. 
Nachdem wir Kentu erreicht hatten, beschloß Hauptmann Adametz die etwa drei Tagemärsche entfernte 
englische Station Taknm anzugreifen. Unsere Streitmacht bestand aus 5 Deutschen und etwa 100 Mann, 
davon 40 Rekruten, und etwa 200 mit Buschgewehren bewaffneten Kilfskriegern aus Bekom und Bafut. 
Doch ehe wir zum Kampf gegen die Engländer zogen, hatte ich noch eine schlaflose Nacht. Als Quartier 
war mir in Kentu ein Soldatenhaus zugewiesen, in dem es dermaßen von Ratten wimmelte, daß ich bei Licht 
schlafen bzw. wachen mußte. Froh war ich, als der Morgen graute und wir abmarschieren konnten. Kriegs- 
mäßig marschierten wir ab. Nachmittags landeten wir in einem kleinen Dorf. Oberleutnant Bier über¬ 
nahm die Sicherung gegen den Feind. Nie werde ich es vergessen, wie Oberleutnant Quelle, als wir nach einem 
vorzüglichen Perlhuhnessen uns zur Ruhe begaben, noch lustig sang: „Der General, der wird's Euch sagen, 
was das Vaterland begehrt." Der nächste Morgen sah uns wieder vorwärts gegen den Feind. An diesem 
Tage durchwateten wir wieder zwei Flüsse bis an die Brust, überschritten die Grenze und machten in einem 
Buschlager halt. Oberleutnant Quelle zog auf Vorposten. Erst nach dem Fällen mehrerer Bäume gelang 
es ihm, einen Abergang über einen reißenden Bergfluß herzustellen. 
Am 12Uhr nachts war der Abmarsch angesetzt, da wir morgens Takum stürmen wollten. In einer 
kleinen Grashütte, aus die wild der strömende Regen peitschte, tauschte ich mit meinem Kameraden Zielbauer 
meine Gedanken sür morgen aus. Wir wollten jedenfalls der Schutztruppe würdig sein. Nach einem kurzen 
Schlummer weckte uns die Wache, und im strömenden Regen ging es in die dunkle Nacht. Bald stoppte die Ko- 
lonne;als ich nach vorn eilte, ging schon das Übersetzen bei Laternenlicht über den Strom vor sich. Äber den 
Fluß war ein starkes Tau gespannt, an diesem mußte man sich, bis zur Brusthöhe im Wasser, auf einem ins 
Wasser gefällten Baumstamm in dem stark fließenden Strom hinüberbalancieren. War es schon für uns und 
unsere Soldaten schwer, sich durch den Strom zu arbeiten, so war es erst recht für unsere Munitions- und Ma- 
schinengewehrträger ein Wagnis, mit ihren Lasten den Strom zu überschreiten. And doch hat keiner versagt, keine 
Last ging verloren, doch lange dauerte es, bis die ganze Kolonne herüber war. An eine Überraschung des 
Feindes war nun nicht mehr zu denken. Dann ging es wieder vorwärts. Am 9 Ahr machten wir eine kurze 
Rast. Äier befahl mir Hauptmann Adametz, mein Maschinengewehr schußfertig zu machen. Weiter ging 
es nun voller Spannung. Endlos zog sich der Marsch hin. Mittags wurde es, als wir, nochmals halt- 
machend, von einem festgenommenen Negerweib erfuhren, daß wir dicht vor Takum standen. 
Hauptmann Adametz befahl alle Deutschen nach vorn. Nach kurzem Vorstoß, der in der Richtung 
auf eine kleine Hügelkette ging, empfing uns plötzlich eine Salve von einem verborgenen Gegner. Die erste 
Bestürzung wich einem kräftigen „Hurra, Marsch, Marsch", und im Laufschritt rannte alles vorwärts, 
was Waffen trug. Der Hügel wurde im Laufschritt überrannt, und vor uns lag Takum. Wild stürmten 
wir vorwärts. Links, seinen Soldaten weit voraus, Oberleutnant Quelle, rechts Oberleutnant Bier und 
Zielbauer mit den Kentu- und Bamenda-Soldaten, in der Mitte Hauptmann Adametz mit seinen später 
so berühmt gewordenen Prätorianern und ich mit dem M.-G. Doch bald empfingen uns mit widerlichem 
„Peng, Peng" pfeifende Geräusche, ein starkes Gewehrfeuer schlug uns entgegen, wir mußten uns hinlegen. 
Auf 900 Meter lagen wir der Feste gegenüber, die in einer kahlen, platten Ebene vor uns lag. Hauptmann 
Adametz befahl Schützenfeuer, auch ich wollte schießen, merkte aber, daß mein M.-G. fehlte. In dem ersten 
Kampseseiser hatte ich nicht auf meine Träger geachtet und befand mich allein mit zwei Soldaten in der 
Feuerlinie. Es half nichts, ich mußte den Weg zurück, um mein M.-G. zu suchen.
	        
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