Volltext: Kämpfer an vergessenen Fronten

Abhängen. Die Entfernung betrug 150 bis höchstens 200 Meter. Die feindliche Stellung war ungünstig, 
da sie unmittelbar hinter ihrer Front den hochgeschwollenen, 200 Meter breiten Eroß-Fluß hatte. Ansere 
Linien lagen am Arwaldrande, ein Teil der 3. Kompagnie in einem sehr unübersichtlichen alten Farmlande. 
Das Angriffsgelände vor allen drei Kompagnien war ein Freischlag mit noch einzelnen umherstehenden 
Bäumen, wie es bei jeder Ansiedlung in Kamerun zu finden ist. 
Die Polizei-Stammkompagnie griff den Zollhügel von Westen her längs des Eroß-Flusses an, die 
Kompagnie Rausch mehr von Süden her. Ein Zug der Kompagnie Rausch war rechts herausgeschoben 
mit der Ausgabe, Dorf Nssanakang zu erreichen. Dieser Zug füllte die Lücke zwischen meiner Kompagnie 
und der Kompagnie Rausch aus und griff gemeinsam mit meiner Kompagnie die Faktorei an. 
Die Engländer schössen anfangs zu hoch und während des ganzen Gefechts zu lebhaft. Ansere farbigeil 
Mannschaften feuerten gleichfalls zu schnell, trotz des recht schwierigen Arwaldgeländes gelang es jedoch 
den in den Schützenlinien liegenden Deutschen bald, eine gute Feuerdisziplin zu erreichen. Deutlich war zu 
erkennen, daß beim Feind bedeutende Verluste entstanden. Im Laufe des Gefechts mehrten sich auch bei 
uns die Verluste. Bei der Kompagnie Rausch fiel bald zu Beginn Leutnant d. Res. Glock und bei der 
Polizei-Stanunkornpagnie Gefreiter d. Ldw. Schräder. Weitere Verluste traten ein, zahlreiche Farbige 
fielen, und Hauptmann Rammstedt, Waffenmeister Kaditz, Unteroffizier d. Res. Steiner wurden verwundet. 
Gegen 7.30 Ahr vormittags waren die feindlichen Geschütze und ein Teil der Maschinengewehre zum 
Schweigen gebracht. Das Infanteriefeuer wurde merklich schwächer. 
Die Polizei-Stammkompagnie, jetzt unter dem Befehl des Leutnants Schaade, und die Kompagnie 
Rausch stürmten den gesamten Zollhügel und eroberten zwei Geschütze und zwei Maschinengewehre. Äier 
fiel gegen Ende des siegreichen Gefechts beim Streichen der englischen Flagge Hauptmann a. D. Rausch, 
und Vizefeldwebel d. Ldw. Ääschel wurde verwundet. Inzwischen stürmte meine Kompagnie mit dem Zug 
des Vizefeldwebels d. Res. Sopp von Dorf Nssanakang her und am Eroß entlang das ausgedehnte Faktorei- 
grundftück. Der Feind wurde auch hier vernichtet und versprengt. Reste versuchten am Eroß flußaufwärts 
zu fliehen, viele wurden erschossen oder sprangen in den Eroß, wo sie ertranken. In den Gräben an der Fak¬ 
torei wurden weitere drei Maschinengewehre erobert. Die Kompagnie hatte erhebliche Verluste an Far¬ 
bigen. Während des Gefechts hatten Stabsarzt Dr. Kilfrich, Feldwebel Köhn und Vizefeldwebel d. Ldw. 
Schönemann den Anschluß an die Kompagnie verloren und stießen erst später wieder zur Truppe. Die seind- 
liche Wache an der Mun-Aja-Fähre war gleich zu Beginn des Gefechts unter Zurücklassung ihrer Zeltaus¬ 
rüstung geflüchtet, ohne zu versuchen, in den Kampf einzugreifen. Einige Gefechtsteilnehmer haben nach 
Erstürmung des Stationshügels einen kleinen Flußdampfer auf dem Eroß abfahren sehen, der jedoch in 
demselben Augenblick hinter einer Flußbiegung verschwand,so daßer nicht mehr beschossen werden konnte. Gegen 
8.30 Ahr vormittags war Nssanakang erobert. In einem der Faktoreigebäude befanden sich drei englische 
Offiziere, ein Sergeant und ein Arzt mit ihren Verwundeten. Als ich und Vizefeldwebel d. Res. Sopp 
vor dem Gebäude erschienen, winkten sie mit einem weißen Stück Verbandszeug und ergaben sich auf Ehren¬ 
wort, sämtlich ohne Waffen. Ein englischer Offizier geriet verwundet auf dem Gefechtsfeld in Gefangenschaft. 
Von den farbigen englischen Soldaten war ein großer Teil im Busch versprengt. Vom rechten, jenseitigen 
Eroßufer beschoß eine kleine feindliche Postierung unser Äser ohne Erfolg. Während des ganzen Vormittags 
hörte das Gewehrfeuer nicht auf. Ansere Truppen drängten isich danach, dem versprengten Feinde in den 
Busch zu folgen und ihn ganz zu vernichten. 
Außer den Gefangenen fielen in unsere Äände zwei Geschütze, fünf Maschinengewehre, Waffen, 
Munition und Ausrüstung. Verhältnismäßig wenig Munition wurde erbeutet, da sich der Feind zum Teil 
verschossen hatte. 
Nach dem Gesecht wurde die Kompagnie Rausch aufgelöst und auf die 2. Kompagnie und die Kompagnie 
Schaade verteilt. Meine Kompagnie besetzte das Faktoreigrundstück, die Kompagnie Schaade die Zoll- 
station mit der bereits erwähnten Feldwache am Wege nach Nssanagarati. Ortliche Wachen und Posten 
wurden beiderseits aufgestellt. Das Gesechtsseld wurde aufgeräumt, die Verwundeten gesammelt und in 
die Faktorei gebracht. Dort wurde ein Lazarett eingerichtet, welches von Stabsarzt a. D. E>r. Mayer 
und Regierungsarzt Dr. Schmiedek übernommen wurde. 4 Deutsche, 1 Engländer, 52 deutsche und 17 eng- 
lische farbige Soldaten wurden dort untergebracht. Der englische Arzt wurde den deutschen Ärzten zur 
Hilfeleistung zugeteilt. Nachmittags wurden die Toten mit militärischen Ehren beerdigt. Ansere Truppen
	        
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