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das in seinen jungen Jahren so sturmbewegte Leben des hochbetagten
Kommandanten nicht, den sie auf ihren Schultern nach St. Sebastian
zu Grabe trugen. An einem trüben Novemberabend betrat ich den
Gottesacker bei St. Sebastian durch den großen Thorbogen. Die In¬
schrift darüber besagt, es sei dieser Freithof 1603 durch den Erzbischof
Wolf Dietrich aus dem Geschlechte von Raitenau aufgerichtet und geweiht
worden. Mehrmals durchschritt ich die im Viereck erbauten Arkaden
und besah die an den Wänden und Pfeilern angebrachten, die auf den
Boden liegende!: Epitaphien. Mancher in der Salzburger Geschichte
merkwürdige Mann hat in jenen Hallen ein Denkmal aus heimischen
Marmor. Leider zeigte sich meinen Blicken trotz sorgfältigsten Suchens
kein Steiuchen, lautend auf den hochfürstl. Trabantenkorporal und Lieu¬
tenant Johann Georg Meindl. Auf die Entdeckung des Grabes inmitten
des Friedhofes mußte ich wol schon von vornherein verzichten. Seit
dem Tode des alten ,Studenten^ ist das Erdreich wenigstens zwölfmal
wegen Überfüllung des Gottesackers umgegraben worden. Es steht seit
jener Zeit kein Stein mehr auf dem andern. Ein ähnliches Schicksal
wie die Forschung nach dem Grabe hatte auch die nach etwa hinter¬
lassenen Papieren des Anführers im bairischen Bauernkriege. Die Acten
des ehemaligen Salzburg'schen Hofkriegsrates liegen teilweise noch im
Archive der k. k. Statthalterei zu Salzburg. Herr k. k. Couservator
Friedrich Pirckmayer, Regierungs-Archivar, wies mir mit großer Freund¬
lichkeit alle einschlägigen Piecen vor. Wirklich fand sich im Repertorium
über Testamente auch das des Trabantenkorporal's und Lieutenants
Johann Georg Meindl und der schon genannten Karabinierin Johanna
Theresia Meindl unter Nr. 14, das Testament selber aber ist in dem
betreffenden Acte nicht mehr vorhanden, sondern mit den Papieren aus
älterer Zeit skartiert worden. Ein doppelter Verlust für uns! Bis
zur Stunde ist weder eine Original-Handschrift noch ein Siegel des
einstigen obristen Offiziers der zusammenrottirten bairischen Bauerschaft
zum Vorschein gekommen. Von weniger bedeutenderen Leuten haben wir
sie bis zu einem Duzend. Im Repertorium über Civilia, auch im obigen
Archiv, ist unter Nr. 47 das Ansuchen Johann Georg Meindl's wegen
einer neuen Montur vermerkt.
Zum Schluß noch die Frage: Wie hat bisher das bairische Vater¬
land das Andenken an seinen Helden geehrt? Durch Bezeichnung einer
Straße in der Hauptstadt München mit dem Namen ,Meindelgasse<