Volltext: Schützenobrist Johann Georg Meindl, der 'Student' aus Altheim, und der bairische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705 - 06

89 
Leibgarde nach dem umständlichen Ceremoniell des vorigen Jarhundertes 
meist nur zur Parade bestimmt. Bei hohen Kirchenfesten, bei Wahlen, 
Einzügen und Leichenbegängnissen der Erzbischöfe gingen Leibgardisten 
dem Fürsten zur Seite. So finden wir in der Beschreibung des Leichen¬ 
begängnisses Sigismund's von Schrattenbach 1771 die Leibtrabanten 
mit abwärts gekehrten Partisanen zu beiden Seiten der Leiche gehend. 
Hinter derselben schritten die Garde-Karabiniere (Pichler, 623). Beim 
Einzuge des letzten Fürsten Hieronymus Colleredo 1772 ritten neben 
dem mit sechs Mohrenschimmeln bespannten Wagen der Oberstallmeister 
und Gardelientenant. Die Haiducken und Trabanten gingen nebenher. 
Die Karabiniere mit zwei Trompetern folgten nach. (Ebend., 626.) Es 
scheint, daß die Karabiniere zu Zeiten auch beritten eine Landesstreife 
unternamen. Die europäische Fama (1705, 343) erzählt, daß die bairi¬ 
schen Rebellen am 15. November 1705 einen hochfürstl. Salzburg'schen 
Karabinier zwischen Laufen und Burghausen attrapirt, ihm das Pferd und 
alles genommen, was er bei sich gehabt, und ihn noch dazu mit Schlägen 
so übel tractirt haben, daß er halbtodt auf der Straße liegen blieb. 
Vordem hatte die Karabinier- und Trabantengarde nur einige Korporale 
an der Spitze. Johann Georg Meindl war der erste Lieutenant und 
damit Commandant der Karabinier- und Trabantenwache. Diese bildeten 
zusammen einen Körper, die hochfürstl. Leihgarde. Wahrscheinlich hat 
der Erzbischof Sigismund von Schrattenbach beim Antritte seiner Re¬ 
gierung 1753 dem ersten Korporal der Garde den Lieutenantstitel ver¬ 
liehen. Joh. Georg Meindl erscheint durch lange Jahre als Trabanten¬ 
oder Karabinierkorporal, endlich 1755 als hochfürstl. Karabinierkorporal 
und Lieutenant. Der letzte regierende Erzbischof reorganisierte die 
ganze Hofhaltung. Auch die Leibgarde kam an die Reihe. Nach den 
Hofzahlamtsacten wurde ein adeliger Hauptmann gesetzt, ein erster 
Wachtmeister mit zwei andern Wachtmeistern und 30 Mann. Jeder 
Gardist erhielt 140 fl. Löhnung, ein Korn- und Bierdeputat. Erz¬ 
bischof Hieronymus schränkte die mittags und abends stark besetzte sog. 
Offizierstafel, an der auch die Leibgarde teilnam, bedeutend ein. Sie 
bot oft Besseres als die Fürstentafel. Dafür wurden Besoldnngs- 
zuschüsse angewiesen. Auch sind die Wein- und Broddeputate, die 
Gastereien an bestimmten Festen, die Spenden für die Hofdiener aus 
dem Zehrgaden für immer aufgehoben worden. Die seitherigen Aus¬ 
gaben für Küche und Keller gingen von 50,000 fl. auf 33,000 fl, zurück
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.