Volltext: Schützenobrist Johann Georg Meindl, der 'Student' aus Altheim, und der bairische Bauernaufstand im Rentamte Burghausen 1705 - 06

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Am 16. Januar 1706 brach Kriechbaum gegen Braunau auf. Die 
auf den umliegenden Dörfern Pramerdorf, Schnelldorf, Dorf, Ezels- 
hofen u. s. io. bequartierten Husaren hielten sich wol. Dagegen wurden 
von den Soldaten in der Stadt der Landrichter Leyden und der Brauer 
Brucksperger, der Schwiegervater Zwigler's, geplündert. Schon am 
12. Januar waren in Passau vor dem General Deputierte aus Braunau 
erschienen, ein Bauer vom Congreß, der Postmeister, ein Bürger und 
ein Tambour. Die Deputation brachte vor, man wolle die Festung 
Braunau übergeben, bitte aber um 14 Tage Aufschub. Kriechbaum 
bewilligte nicht eine Stunde; wenn nicht sogleich bei seiner Ankunft 
innerhalb der nächsten drei Tage Braunau übergeben würde, sollte kein 
Mensch darin verschont bleiben. Der Tambour wurde mit dieser Nach¬ 
richt zurückgeschickt, die übrigen Deputierten kamen in Arrest unter eine 
scharfe Wache (Dlmntr. europ. 1706, 97). Unterdessen hatten sich die 
bei Aidenbach entronnenen Landesvertheidiger unter Hoffmann, die bis 
Griesbach vorgedrungenen Reservetruppen unter Me in dl und Jelli, die 
Besatzung von Schärding unter Zwigler, vor Braunau am linken Jn- 
user gesammelt. Baron Ocfort, der Commandant der Festung, verschloß 
vor ihnen die Thore. Er beredete auch die Bauern in der Festung, 
dieselbe zu verlassen, um den Feind vor den Mauern zu erwarten, daß 
er die Stadt nicht belagern könne. Als sie Munition und Proviant 
verlangten, gab ihnen Ocfort von den Vorwerken herunter zur Antwort, 
er habe alles selbst zur Vertheidigung der Stadt nötig. Nicht einmal 
den 4000 Mann Landestruppen jenseits des In gewährte er den Durch¬ 
zug durch die Stadt, sondern sprach die Drohung aus, die Kanonen 
wider sie ausführen zu lassen. Selbst darauf ging er nicht ein, daß 
jedesmal nur 100 Mann sollten durchgelassen werden. Zehn Dragoner 
erboten sich, im Falle sie in die Stadt kämen, das Thor zu behaupten, 
den übrigen Landesvertheidigern den Durchzug freizuhalten und dadurch 
die Vereinigung der beiderseits stehenden Landesdefensionsregimenter in's 
Werk zu setzen. Doch auch das gewährte Ocfort nicht, sondern drohte 
wiederum mit den Kanonen. Durch diesen Kniff spielte er die Festung 
den Kaiserlichen in die Hände (Memorial an den Kurfürsten, 153—54). 
Am 17. Januar erschien Kriechbaum vor Braunau. Man hatte ihm 
den Schützenhauptmann Rainer von Hackenbuch entgegengeschickt, um die 
Unterwerfung zu melden. Ohne Schwertstreich zogen die Kaiserlichen 
in Braunau ein.
	        
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