56
falls in Folge des mehrmaligen Verrufes der Kapitulation kein Leid.
Dagegen berichtet das Illsntrum ourop. (1705, 120): ,Die Garnison
erhielt freyen Abzug und wurde in das Salzburgische (auch Ob.-Ö.)
convoyiret. Dem Commandanten wolten sie das Hauß plündern, wenn
sie nicht durch Darbietung von 1000 Rthl. davon abwendig gemacht
worden weren. Dennoch mußte er im Arrest bleiben, weil sie sagten,
er sei noch ein- oder anderm schuldig, welches er vor seinem Abzug
richtig zu machen hätte. Die Bauren zogen den 29. Nov. in solcher
Menge ein, daß der Zug von 7 Uhr morgens bis nachmittags um
2 Uhr dauerte. Sie nahmen sich hierauff vor, die Stadt zu plündern,
allein die Bürger hatten es in der Zeit gemerkt und einige Stücke
gegen die Bauren gepflanzt mit Bedrohen, sich bis auff den letzten
Mann zu wehrend Die kaiserl. Besatzung betrug beim Auszug 700
Mann, die Zahl der in die Festung einziehenden Bauern 20,000! Nach
Plinganser's Bericht empfing die Bürgerschaft das siegreiche Landvolk
mit großem Jubel. Bürgermeister und Rat wurden nach einer Ansprache
auf dem Rathause in Eid und Pflicht genommen, auch vier Compagnien
Dragoner und eine von Husaren gebildet. Die Regulierung der Mann¬
schaft und Verteilung in Compagnien war nach der Lista schon vor und
während der Belagerung durch Meindl vorgenommen worden. Die neu¬
gebildeten Landesdefensionscorps marschirten auf, Fahne für Fahne. Es
erscholl der Ruf: ,Vivat Maximilians Bei der Mannschaft zeigte sich
ein großer Eifer. Tattenbach hatte 600 fl. in zwei Stümpfen hinter¬
lassen. Die Hälfte überkam Meindl, die andere Hoffmann. Jeder
Mann erhielt 51 kr. aus die Hand. In der Festung waren 50 Kanonen
und 500 Zentner Pulver zurückgeblieben. Die aus Büchner stammende
Nachricht von einem siegreichen Gefechte mit Wendt an den Verhauen
bei Braunau am 29. Nov. ist in eine frühere Zeit zu setzen, denn
Wendt stand damals schon um Burghausen. Auch ist eine Verwechslung
mit dem Ausfalle nach Öting möglich.
Während der Belagerung von Braunau ging die Organisierung
der Landesdesension vor sich. Ein Patent vom Hauptquartier
Simbach vom 18. Nov. 1705 wegen Beschaffung von Proviant ist
noch von ,Johann Hoffmann vnd anderen Officieren vnder diesem
Commando* unterzeichnet. Das Landgericht Schärding repartierte auf
einen Hos 4 Leib Brod und 1 fl. mit dem Beisatz: ,weillen beede Hrn.
Beambte dermallen absentiret, hat dieses Patent ohne Bnderschreib- vnd