Meindl's Geburtshaus uub Familie.
Eiir uralter Straßenzug verbindet die beiden Bischofsstädte Salz¬
burg und Passau. Hier zog römisches Kriegsvolk, hier wanderten die
ersten Glaubensboten mit dein Evangelium nach Norden. Auf diesem
Wege brachten Kaufleute die Waren aus dem Süden in die heimat¬
lichen Städte, dagegen wurden Unmassen von Getreide auf der mit
unzähligen Fuhrleuten belebten Landstraße aus den fruchtgesegneten Gegen¬
den in die Gebirgsländer Salzburg und Tirol verfrachtet. Dies noch
vor wenigen Jahrzehnten. Ab und zu zog in den Sommermonaten
ein Student die bestaubte Straße mit leichter Tasche, um in einem
Pfarrhof zuzusprechen. Unter Vorweis des Zeugnisses trug er bescheiden
seine Bitte vor: ,Pauper studiosus sum ego, rogo, ut des mihi
viaticum'. Ein wolhabender Brauer, ein freundlicher Schenkwirt, eine
bekannte Bürgersfamilie gewährte ihm gratis Obdach und Herberge.
Zu Allerheiligen begann das Schuljahr. In den letzten Herbsttagen,
um Simon und Juda, wanderte er zur Universitätsstadt. Die Salz¬
burger Berge, der von Touristen vielbestiegene Gaisberg, der marmor¬
reiche Untersberg wiesen ihm von Ferne das Ziel seiner Reise. Oder
er zog abwärts dem Strome nach zur bischöflichen Kathedrale nach
Passau oder zur Residenz der alten Herzoge von Baiern an der Salzach,
der mit Soldaten und Studenten einst wohl besetzten Regierungsstadt
Burghausen.
Diese alte Römer-, nun Landstraße durchkreuzt die von Braunau
landeinwärts nach Ried und Lambach ziehende Heerstraße nördlich ün
Markte Altheim, südlich von diesem in einem Knotenpunkte zwischen
den Dörfern Harterding und Bauerding. Dreimal drangen auf dieser
Straße die französischen Heeresmassen nach Österreich vor. Am 1. No¬
vember 1805 um halb 12 Uhr nachts verließ Napoleon mit seiner
Generalität Braunau, desgleichen an: 2. Mai 1809 um 7 Uhr abends,
zog jedesmal auf demselben Wege seinen Armeen nach. Mitte Weges
zwischen dem Kreuzungspunkte der Straßen und der Stadt Braunau
erhebt sich ein gothischer Spitzturm in die Lüfte. Es ist St. Peter
am Hart, ein traulich Dörslein an steiler Höh'. Der dortige rosse¬
lenkende Wirt, nun verstorben, war vor 30 Jahren in Baiern weit