Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

tatkräftigen, genialen Manne; er schuf die großartigen Fabriks¬ 
anlagen, welche jahrzehntelang die Gewehrfabrikation mono¬ 
polisierten und Steyr mit seinen gewerbefleißigen Einwohnern 
reichen Gewinn brachten; leider haben sich in den letzten 
Jahren die Erwerbsverhältnisse sehr verschlechtert, so daß 
viele Werke stehen und die Zahl der Arbeiter beträchtlich ein¬ 
geschränkt werden mußte. Seit jeher steht die Messerfabri¬ 
kation Steyrs auf hoher Stufe; Ausdruck dafür gibt auch die 
berühmte Petermandlsche Messersammlung, welche im Ge¬ 
bäude der Versuchsanstalt für Eisen- und Stahlindustrie unter¬ 
gebracht ist und daselbst besichtigt werden kann. Auch die 
Umgebung Steyrs bietet Schönes; insbesondere genießt man 
von der Höhe des Damberges eine prächtige Aussicht. Eine 
schattige Allee führt uns in einer kleinen halben Stunde von 
Steyr nach Garsten, End- und Anschlußstation der Steyertal- 
bahn an die Kronprinz Rudolfbahn. Garsten hat eine große Straf¬ 
anstalt für Männer. 
XVIII. Linz — eine Stunde Bahnfahrt von Bad Hall —* 
Hauptstadt Oberösterreichs am rechten Donauufer gelegen, mit 
dem am linken Ufer liegenden Urfahr 90.000 Einwohner. Die 
Geschichte der Stadt Linz beginnt zur Zeit der Römmerherr- 
schaft; ursprünglich ein kleines Kastell, wurde es am Beginne 
des V. Jahrhunderts Garnison eines Teiles der zu Lorch liegen¬ 
den 2. italischen Legion. Nun kam eine kurze Periode des Auf¬ 
schwunges; Kelten und römische Kolonisten strömten in die 
ursprünglich kleine Ansiedlung, genannt Lentia, und erweiter¬ 
ten sie zu einem umfangreichen Orte; aber schon wenige Jahr¬ 
zehnte später, mit dem Abzug der römischen Garnison (480) 
begann Lentia wieder rasch zu verfallen und was noch stand¬ 
hielt, wurde gründlich durch die Wogen der Völkerwanderung 
zertrümmert, so daß Jahrhunderte lang der einst aufblühende 
Ort vom Erdboden verschwunden schien. Erst zu Ende des 
VIII. Jahrhunderts finden wir an Stelle des alten Lentia wieder 
einer Burg und Ortschaft Erwähnung getan, welche den Namen 
Linza führt. Aus dieser Zeit stammt das älteste Kirchlein von 
Linz, die Kapelle des heiligen Martin am heutigen Schuller¬ 
berge. Die fortwährenden Einfälle der Avaren und später der 
Magyaren ließen aber lange kein Emporblühen des Ortes zu. 
Erst die Schlacht am Lechfelde und die Errichtung der Ost¬ 
mark unter dem starken Schwerte der Babenberger schufen die