Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

großen Vorteil bringt die Kur überhaupt durch Hebung des 
Stoffwechsels und insbesondere durch Beeinflussung der Drüsen¬ 
schwellungen. 
Es ist kein Zweifel, daß gerade die Drüsen die 
stabilsten Sitze und Schlupfwinkel des Syphilis virus, der 
Syphilis Spirochäten, darstellen; je energischer schon in 
der Frühperiode der Feind hier angegriffen wird, desto 
mehr Wahrscheinlichkeit besteht, daß die Krankheit mit 
der Sekundärperiode definitiv abschließt; und das ist ja der 
Zweck unserer Behandlung; wie oft ist das Sekundärstadium 
scheinbar ein sehr leichtes; die paar Flecke am Körper die ver¬ 
gehen schließlich auch ohne Behandlung, aber für die Zukunft 
wollen und sollen wir vorbeugen, verhüten, daß in späteren 
Jahren, wenn die Energie des Stoffwechsels nachläßt, der 
Organismus nicht mehr aus eigener Kraft ihm feindliche Zell¬ 
wucherungen niederhalten kann, noch Elemente der Krankheit 
vorhanden sind, von welchen diese pathologischen Wucherungen 
ausgehen könnten. 
Die Haller Trink- und Badekur in diesem Stadium wird 
meist noch verstärkt durch Friktionen oder Injektionen von 
Hydrargyrum, so daß sie im Schema der von Fournier-Finger- 
Neißer gegebenen Behandlungsweise an Stelle einer HaUptkur 
treten kann. Die Vorteile dieser Kombination hier auseinander¬ 
zusetzen, würde den Rahmen dieses Büchleins überschreiten. 
2. Im tertiären Stadium mit seiner so überaus großen 
Mannigfaltigkeit der Erscheinungen leisten Jodbäder und Jod¬ 
trinkkuren überraschende Erfolge; das wird heute von keiner 
Seite mehr bestritten; gleichgültig ob es sich um abgegrenzte 
gummöse Prozesse oder um diffuse Infiltrationen handelt, der Kur 
müssen sie weichen, und wenn die Prozesse noch nicht zu lange 
gedauert haben, so erfolgt meist restitutio ad integrum. Da jedes 
Organ (Herz, Leber, Milz, Lungen, Nerven, Rückenmark, Ge¬ 
hirn, Schlagadern, Knochen etc. etc.) an tertiärer Lues er¬ 
kranken kann, ergibt sich einerseits, unter welch' verschiede¬ 
nen Krankheitsbildern diese spezifische Krankheit auftritt,, 
anderseits aber auch, wie schwer es oft für den gewieg¬ 
testen Diagnostiker ist, bei Organen, die der Untersuchung 
schwer zugänglich sind, au s dem Krankheitsbilde allein die 
richtige Diagnose zu geben. Da kann, wo eine Serumdiagnose 
nicht durchführbar, oft nur der Erfolg des eingeleiteten Heil- 
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