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De r deutsche Erzähler 
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Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Da war der Sarg. Er schwankte schon auf den 
Schultern der Männer. Sie schrie. Einer der Männer duckte sich unter diesem Schrei, und da 
— da stand ihr gegenüber, Angesicht in Angesicht, groß und hoch neben dem Sarge die von 
Merveldt: „Sie haben den Vorhang in ihrem Zimmer zu früh niedergerissen," sagte sie mit 
einer gebrochenen und kalten Stimme, „ich lebe! Ich habe meine Amme überlebt. Wollen 
Sie meine Amme sehen?" 
Was bei den Hammerschlägen dieser Worte in der Maciewska vorgegangen ist, weiß niemand. 
Sie ist am gleichen Tage wie die Amme der Baronin bestattet worden. 
■ Die Baronin selber ist in diesem Sommer, also etwa ein Vierteljahr nach dem Tode der 
Maciewska gestorben. Sie hat die letzten Wochen ihres Lebens in dem Zimmer zugebracht, 
in, dem jene merkwürdige Zusammenkunft stattgefunden hatte. Die letzten Worte, die der Seel¬ 
sorger von ihr vemahm, waren: „Aber drüben — nicht wahr — drüben wird — alles — Liebe 
-sein?" 
Mamynha 
Wiener Zeitroman von Eduard Paul Danszky 
(5. Fortsetzung) 
^TYet Generaldirektor erwachte zuerst. Er sagte nachsichtig: „Das Zersetzende Ihres Gleich- 
--^nisses ist mit einem originellen Mäntelchen drapiert, aber ,jedem sein vuigueh Wer ohne 
die Familie auskommen kann und will, soll es tun." Mamynha war ernst. Obwohl sie eigen¬ 
artig ergriffen war, schwieg sie. Fehrbach sagte: „Vielleicht sehen Sie mehr darin, Herr 
Generaldirektor, als unbedingt notwendig ist. Ich glaube nur, daß in jedes Menschen Brust 
irgendeinmal das neue Reich anhebt, daß in jedem der Vater sein kann, denn für jeden ist 
der Vater ein anderer. Damit muß nicht Verachtung verbunden, die Absage vollzogen sein. 
Es ist nur ein Trost für den Armen, welcher plötzlich spürt, daß er ohne Liebe ist, ohne Be¬ 
ziehung zur Sippe, während er stürmisch nach denen verlangt, in welchen der gleiche Vater ist." 
Sie waren auf rückkehrende Touristen gestoßen, unversehens hatten sie auch das Plateau 
erreicht, waren an der Küste der Wirklichkeit gestrandet. Aber hier setzte der knechtische Zauber 
der deflorierten Natur ein, wie an allen Punkten der Erde, wo Romantik, Sonne und gute 
Luft zu unmittelbarem Verschleiß gelangen. Man ißt und zahlt das Panorama, es steht 
gleichsam auf der Speisekarte. Gleichwohl versöhnt man sich mit dem Betrieb, er ist eine 
schüchterne Kosmopole, das ältere Personal Verkörperung einer chronischen Weitläufigkeit. 
Wo man sonst dem Rucksack überantwortet bliebe, der Diogenestonne des modernen Natur¬ 
menschen, öffnet sich plötzlich ein Tempel warmen Behagens, die Sozietät dringt in alle 
Höhen- und Breitegraden und serviert dem weltflüchtenden Bürger Schweizerkäse und Pilsner¬ 
bier mit einem feinen Durchschauen der letzten Ziele seiner Weltflucht. 
: Die drei Ankömmlinge hatten mit Mühe einen Tisch gefunden. Mit humorvoller Anspruchs¬ 
losigkeit vollzogen sie den Anschluß an die Verhältnisse, waren mit dem ausgiebigen Mahl 
zufrieden, stellten sonntägliche Aufgezäumtheit fest, welche bis zum Abstieg anhielt. Da der 
Generaldirektor von dem Wirt besonders begrüßt worden, sogar ein devotes Geleite empfing, 
war er sehr sicher geworden. Er vermochte Fehrbach sogar auf das heikle Gebiet der Frauen- 
liehe zu locken. In seine Frage hatte er eine anmutig gönnerhafte Teilnahme gelegt. „Wie 
stehen Sie eigentlich zu den Frauen, von Fehrbach? Man will natürlich nicht indiskret sein. 
Wir haben ja ab und zu von Ihrer grundsätzlichen Auffassung der Frau sehr interessante 
Aufschlüsse bekommen. Aber im Leben, im konkreten Fall korrigiert sich wohl auch bei Menschen 
Ihrer Art das Grundsätzliche nach besonderen Gegebenheiten."