Volltext: Entwicklung des Bolschewismus

Tagebuch 
293 
Tagebuch 
Von der Hans Thoma-Gesellschaft 
Die Hans Thoma-Gesellschaft e. V. blickt 
mit dem Ablauf ihres dritten Geschäfts¬ 
jahres im Oktober 1925 auf wesentliche und 
ereignisreiche Wandlungen zurück. Der Ge¬ 
danke, in der Thoma-Gesellschaft die zer¬ 
streut lebenden Verehrer Thoma'scher Kunst 
und Geistigkeit zusammenzufassen, wurde 
zuerst 1922 zu Oberursel im Taunus verwirk¬ 
licht. Schon damals bezweckte man, die 
Sammlungen der Familien Dr. Eiser und 
Küchler als Ganzes zu erhalten und unteilbar 
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die 
Inflationszeit hat den Geldgrundstock fast 
restlos vernichtet. So konnte die freie Thoma- 
Gesellschaft leider erst nach dem am 
7. November 1924 erfolgten Tode des Meisters 
durch eine Thoma-Gesellschaft e. V. mit 
Statuten und einem geschäftsführendem 
Ausschuß ersetzt werden. Es gelang im 
Frühjahr 1925 die nötigen Räumlichkeiten 
im Hause Küchler, Frankfurt a. M., Öder¬ 
weg 116, sicherzustellen, um das gesammelte 
Thoma'sche Gut (Ölbilder, Graphik, An¬ 
denken, bibliographisches Material) an einem 
Ort zusammenzubringen. Am 2. Oktober 
1925 erfolgte unter zahlreicher Beteiligung 
die feierliche Eröffnung der Thoma-Samm- 
lung und des Archivs. Damit war die Grund¬ 
lage geschaffen, die es der Gesellschaft heute 
ermöglicht, die ihr gesetzten Ziele zu errei¬ 
chen: durch Vorträge und Ausstellungen zur 
Verbreitung von Thomas Kunst und geistiger 
Wesenheit beizutragen. Außer den wert¬ 
vollen, stets dankbar begrüßten Jahres¬ 
gaben (A.B.C.Buch, Kunstbüchlein von Tho- 
ma) und den zu ermäßigten Preisen für die 
Mitglieder zugänglichen Handzeichnungen 
Thomas konnte die Gesellschaft ihren Mit¬ 
gliedern bereits eine Reihe von Vergünsti¬ 
gungen zuwenden. Sie kann mit Vertrauen 
und Hoffnung auf weitere, für ihre Sache 
ergebnisreiche Jahre in die Zukunft blicken, 
wenn sie von Mitgliedern und Freunden wie 
bisher treu unterstützt wird. 
Brief aus den Vereinigten Staaten 
Ein Leser schreibt uns: 
Gemäß dem in meinem letzten Schreiben 
gegebenen Versprechen will ich versuchen 
Ihnen einige Beobachtungen zu schildern, die 
ich während meines nunmehr 2 jährigen Auf¬ 
enthaltes in der Vereinigten Staaten von 
Nordamerika gemacht habe. 
Die amerikanische Regierung läßt es sich 
ganz besonders angelegen sein, die vielen 
Tausende von Einwanderern aus allen Teilen 
der Welt zu amerikanisieren. Dazu dienen 
in hervorragendem Maße die staatlichen 
Abendschulen (public night schools), welche 
von den die englische Sprache nicht beherr¬ 
schenden Einwanderern fleißig besucht wer¬ 
den. Die Unterrichtszeit von 7—9 Uhr 
abends ist unter Berücksichtigung der Berufs¬ 
arbeitszeit (durchschnittlich bis 5 Uhr oder 
5,30 Uhr nachm.) sehr günstig gewählt. Ich 
selbst habe die public night school in 
im Wintersemester 1924/25 und die in im 
Wintersemester 1925/26 besucht. In meiner 
Klasse waren von den Schülern im ersten Ort 90 
Deutsche, im zweiten ca. 65. Für die Ein¬ 
wanderer ist das wichtigste Fach natürlich 
zunächst die englische Sprache, später dann 
„Americanisation“ d. h. Unterricht über 
Sitten und Gebräuche, Geschichte, Regierung 
und Verfassung der Vereinigten Staaten, 
in persönlicher Hinsicht bedeutet Americani¬ 
sation geistige, sittliche und kulturelle Än¬ 
derung des Individuums, eine Saat, die auf 
meinem Boden keine Früchte trug. Ich muß 
sagen, daß der Unterricht recht gut ist und 
in einer Form gehalten wird, die auf die Na¬ 
tionalität der Schüler Rücksicht nimmt. 
Selbstverständlich tritt in den Vordergrund 
die Belehrung darüber, daß Amerika die 
führende Nation der Welt ist, das Land der 
größten Entwicklung und des Fortschritts, 
die Heimat der meisten Erfindungen, das Land 
der Freiheit, die friedlichste Nation usw. 
Die meisten Schüler und Schülerinnen, die 
in ihrem Heimatlande durchwegs in sehr 
einfachen, wenn nicht dürftigen Verhältnissen 
gelebt haben, lassen sich leicht amerikani¬ 
sieren; zweifelsohne ist dabei ein ausschlag¬ 
gebender Punkt, daß die wirtschaftlichen 
Verhältnisse in Amerika eben doch wesentlich 
besser sind. Ubi bene, ibi patria. Man findet 
Arbeit, wenn man nur arbeiten will, Löhne 
sind ca. 2 bis 3 mal so hoch wie in Deutschland, 
die Kosten des Lebensunterhaltes ca. 50 bis 
100°/o höher als in Deutschland, doch ist das 
Verhältnis von Durchschnittslohn zu Lebens¬ 
unterhaltkosten so, daß man sich ganz schön 
etwas zurücklegen kann. 
Auffallend ist, wie ungeheuer schnell be¬ 
sonders die jüngeren Vertreterinnen des 
weiblichen Geschlechtes der amerikanischen 
Mode zum Opfer fallen. Nach ganz kurzer 
Zeit schon kann man sie kaum mehr erkennen, 
zuerst der Bubikopf, dann neueste Mode in 
der Kleidung, vielfach ein Pelzmantel — 
eben nur in Amerika erreichbar für ,,10 Doll, 
down and 2 Doll, a week", während für die 
Männer das Erste ein Auto ist, bei den äußerst
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.