Volltext: Italien in sechzig Tagen

38. Pompeji. 
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emporströmenden Lava und durch 
das Hinausschleudern der in seinem 
Innern gelagerten Schlacken, Asche 
und Lava gänzlich ausgehöhlt und 
stürzt dann zusammen, die Hohe 
nivellirend; die zurückgebliebene 
Vertiefung wird durch die ausge¬ 
worfenen Schlacken wieder ausge¬ 
füllt und die Kraterwand aufs neue 
erhöht; viele Stücke stürzen auf 
den Rand der Krateröffnung und 
helfen den Auswurfskegel aufschüt- 
ten. — Ränder, Tiefe und Gestalt 
eines Kraters sind daher grossen 
Veränderungen unterworfen, und so 
sah auch der Vesuv zu verschiedenen 
Zeiten sehr verschieden aus; seine 
jetzige Gestalt scheint er während 
des furchtbaren Ausbruchs 79 n. Chr. 
erhalten zu haben, als Pompeji, 
Herculaneum und Stabiae zu Grunde 
gingen; der heftigste Ausbruch seit¬ 
dem war 1631, nachdem zuvor der 
1000 Schritt tiefe und 9,25 Kil. Um¬ 
fang messende Krater auf dem 
Grund als Viehweide gedient und 
im Gehölz daselbst häufig wilde 
Eber sich geborgen hatten. Nach 
dem grossen Ausbruch 1872 (von 
1680 on war die Reihe der Eruptio¬ 
nen eine fast nie länger als höch¬ 
stens 10 Jahre unterbrochene) hat 
sich die Form des Gipfels auch ver¬ 
ändert; vom Gipfel geht ein Riss 
als Thalschlucht bis ins Atrio hin¬ 
ein , die Ostseite ist felsig steil, die 
Westseite ein steiler Aschenhang, 
die Schollenlava hat den Boden am 
westlichen Theil des Atrio um ca. 
6 m. erhöht; den weiten Krater 
scheidet jetzt eine riesige Mauer in 
zwei Theile mit senkrechten Wän¬ 
den, die einen Wechsel von horizon¬ 
talen Schlackenschichten und dich¬ 
ten Laven zeigen und ca. 250 m. 
tief sind. 
III. Pompeji, 
Eisenbahn von Neapel nach (24Kil.) 
Pompeji (Bahn Napoli-Salerno) 5mal 
tägl. in 50 Min. I. 2,75, II. 1,90, 
III. 1,10 Fr. (Retonrbillete mit 25Proc. 
Rabatt; von Stat. Pompeji werden 
keine Retourbillete ausgegeben). — 
Am Sonntag bezahlt man in Pompeji 
kein Eintrittsgeld, erhält aber auch 
keinen Führer; an den Wochentagen 
hat man 2 Fr. zu entrichten und 
wird von einem erklärenden Führer 
(Guida) überall hin begleitet; diese 
sind meist gut unterrichtet, Nr. 1 
ist der am längsten angestellte; man 
kann auch einen deutsch, französisch 
oder englisch sprechenden verlangen. 
Nr. 58 Sicilianer, ist Sohn einer 
Deutschen und spricht auch deutsch. 
Trinkgelder dürfen die Führer nicht 
abnehmen, dagegen kann man sich 
ihnen durch Abkaufen von Photo¬ 
graphien, Plänen, Beschreibungen 
allfällig erkenntlich machen. Man 
lasse sich durch die Führer nicht 
zur Eile treiben, da dieselben ver¬ 
pflichtet sind, der (diskreten) Zeit- 
eintheilung des Besuchers zu fol¬ 
gen. Ein nur einigermassen geistig 
fruchtbarer Besuch nimmt etwa 
5 St. in Anspruch. (Wer bloss 
sehen will, sieht — zerstörte Häu¬ 
ser.) Auch ist ein vorgängiges fleissi- 
ges Studiren des Plans sehr zu em¬ 
pfehlen. — Gewöhnlicher Rundgang 
der Führer (an den man nicht 
gebunden ist): 1) Forum; — 2) Strada 
dell’ Abbondanza; ~ 3) Quadrivio 
e Strada Stabiana, mit den zwei 
Theatern und zwei Tempeln; — 4) 
Amphitheater; — 5) Strada degli 
Augustali; — 6) Strada della For¬ 
tuna e di Nola; — 7) die jetzigen 
Ausgrabungen; — 8) Strada di Mer- 
curio; — 9) Strada Consolare; — 10) 
Gräberstrasse. Abends 6 Uhr wird 
geschlossen, im Winter früher. — 
Künstler, Techniker und Professo¬ 
ren der Archäologie und schönen 
Künste können im Museum zu Neapel 
(äusserste Thür r. und bis oben hin¬ 
auf) auf der Segretaria gegen Verabrei¬ 
chung des Passes eine vom General¬ 
intendanten Unterzeichnete Karte 
zum freien Eintritt ohne Führer (mit 
dem Recht zu kopiren) auf einige 
Wochen erhalten. 
Die Bahn setzt hinter Neapel über den (von den antiken Dichtern 
gefeierten) Sebeto, fährt, mit Aussicht auf das Meer und prächtigem
	        
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