Volltext: Italien in sechzig Tagen

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23. Bologna (Geschichtliches). 
lungen meist nur von Oktober bis 
Weihnachten. — Del Corso (06), ein 
bei Ankunft Napoleons I. (1805) er- 
öffneter Bau von Santini. — Bru- 
netti (07), 1865 eröffnet. — Conta- 
valli (E4), ein graziöser Bau von 
Nardi (1814), mit Beibehaltung der 
Klostertreppe (S. Martino). — Del 
Sole, Tagestheater an der Arena 
(E3). — Arena Zuntini) vor Porta S. 
Mamolo, r. — Ballonspiel (Oiuoco 
del Pallone), besonderer Platz im 
Norden der Stadt, westl. an der 
Montagnola (Oiardini pubblici). 
Geschichtliches. Bologna, mit 
115,957 Einw., in ältester Zeit Fel- 
sina genannt, und da gegründet, wo 
jetzt die Via Ponte di ferro läuft, 
einst die Hauptstadt Nord-Etruriens, 
dann im Besitz der Boier, die her¬ 
nach von den Römern verdrängt 
wurden. Die römische Kolonie 190 
v. Chr. erhielt den Namen Bononia 
und die Rechte eines Municipiums. 
Im Bürgerkrieg heruntergekommen, 
wurde sie unter Augustus wieder 
zu neuer Blüte gebracht, vergrössert 
und verschönert, und erhielt sich 
durch alle Zeiten als eine Stadt von 
Bedeutung. 
Die alte christliche Zeit knüpft 
eine neue Blüte der Stadt an ihren 
Schutzheiligen St. Petronius, der 
Anfangs des 5. Jahrh. hier als Bischof 
fungirte. Durch Karl d. Or. erhielt 
sie ausgedehnte Privilegien, theilte 
sich schon im 11. Jahrh. in die jetzi¬ 
gen vier Stadtviertel, von denen 
jedes einen eigenen Gonfalone hatte, 
entsandte 1095 zur Eroberung von 
Jerusalem 3000 Mann, ward eine 
grosse Handelsstadt und genoss hohe 
Ehre und bedeutenden geistigen 
Einfluss durch ihre Universität, die 
ihren gewaltigen Aufschwung dem 
Deutschen Imerius (gest. 1140 ver¬ 
dankte, da dieser dem altrömischen 
Recht neuen Eingang verschaffte; 
sie bildete eine selbständige Korpo¬ 
ration, mit besonderen Privilegien 
vom Papst und Kaiser. —• Während 
auch nach aussen Bologna gedeihlich 
seine Macht entfaltete, 1220 bei der 
Eroberung von Damiette einenTheil 
desselben als Eigenthum erhielt und 
deshalb in das Stadtwappen das 
rothe Kreuz der Christusstreiter 
aufnahm, dann gut guelfisch im 
Bündnis mit dem Papst den Kaiser 
befehdete und dessen Sohn, König 
Enzio, 22 Jahre lang in der Gefangen¬ 
schaft behielt, 1252 Ezzelin ent¬ 
scheidend schlug und im Krieg 
gegen Venedig ein Heer von 40,001) 
Mann gestellt hatte, wogte im Innern 
das Meer der überschüssigen Kraft 
in Parteikämpfen hin und her. Die 
Geremi standen an der Spitze der 
Guelfen, die Lambertazzi waren die 
Gliibellinenhäupter. 1274 mussten 
15,000Ghibellinen in dieVerbannung 
wandern; 1278 unterwarf sich die 
Stadt dem Papst Nikolaus III.; dieser 
nannte die Stadt die fruchtbare 
Mutter von Männern glänzender Ge¬ 
lehrsamkeit, hoher Staatsweisheit 
und jeglicher Tugend, die immer 
sprudelnde Quelle der Wissenschaf¬ 
ten. Bologna galt von da an den 
Päpsten als die schönste Perle in 
ihrer weltlichen Krone. Aber die 
päpstlichen Legaten herrschten oft 
mit der grössten Willkür; die Stadt 
erzwang sich mühsam ihre altenFrei- 
heiten und stellte vorübergehend 
die Pepoli an ihre Spitze, als auch 
diese bedrängt wurden, verkauften 
sie Bologna an Erzbischof Visconti 
von Mailand, dessen Statthalter sich 
aber selbst zum Herrn aufwarf. — 
Eigenen Herren und dem Papst nun 
abwechselnd gehorchend, brachte 
die rege Fehde des Adels das Ge¬ 
schlecht der Bontivaglioan die Spitze, 
1401—1512. — Erst unter Julius II. 
ward Bologna dem Kirchenstaat 
völlig einverleibt. Trotz einer Reihe 
von Aufständen und Legatenver¬ 
treibungen hatte sichBologna,wegen 
seiner fortwährenden Rückkehr zum 
Gehorsam unter die Päpste den 
schmeichelnden Titel der allerge¬ 
treuesten Stadt, und Erstgebornen 
der Kirche erworben, und dazu noch 
aus besonders schonenden Gründen 
grosse städtische Freiheiten, welche 
es gewerbreich, aufgeklärt und 
blühend erhielten. 
1796 wurde es der Cisalpinischen 
Republik zugetheilt, dann als De¬ 
partement Reno dem Napoleonischen 
Königreich Italien; 1815 kam es an 
den Kirchenstaat zurück, war aber 
seit 1821 einer der Hauptherde der 
patriotischen Revolution, welche die 
Oesterreicher rasch wieder besieg¬ 
ten (1831 betheiligte sich auch der
	        
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