Volltext: Oesterreich, Süd- und West-Deutschland, Venedig und Lombardei (1, 7. Aufl. / 1857)

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WIEN. 
Gasthöfe. 
innern Stadt und in den Vorstädten sind die Zimmerpreise durchschnittlich 
ein Viertel billiger. Wer am Schluss seines Wiener Aufenthalts nicht un- 
angenehm: durch ‚eine hohe Zimmerrechnung überrascht sein will, frage am 
Morgen der Ankunft nach dem Preis, und lasse sich, falls ihm dieser nicht 
ansteht, ein anderes Zimmer überweisen. Doch möge man beim Zimmer- 
preis einige Kreuzer nicht achten, denn andere Anforderungen macht der 
Wirth nicht. Nur „Familien‘‘ nehmen wohl den Kaffe im Gasthof, ein Ein- 
zelner lässt sich im ersten besten Kaffehaus ein Glas Kaffe geben, isst dazu 
Brod nach Belieben, hat die neuesten Zeitungen und, zahlt ein Drittel der 
Gasthof-Preise. Mittag- und Abendessen sucht man, da in Wien nur nach 
der Karte gespeist wird,. da, wo Küche und Preis behagen. Wer zu seiner 
Sättigung eine Anzahl Speisen bedarf; und ein den-deutschen Wirthstafeln 
ähnliches Mittagsmahl nach der Karte sich. zusammensetzt, wird dafür in 
den Speisesälen der grösseren Gasthäuser 2, 3 und mehr fl. bezahlen. Selbst 
zu einem sehr bescheidenen Mahl von 2 bis 3 Gerichten nebst einem Seidel 
Land- oder Ungarwein reicht hier der Preis von 1 fl. kaum aus. Munsch, 
Erzherzog Carl, Stadt Frankfurt, Matschaker Hof, Kdiserin Elisabeth haben 
ebener Erde kleinere Speisezimmer, etwas billiger als oben, wo auch Bier 
zu. haben. — Wer indess sich einzurichten weiss, zahlt‘ in .einem Gasthaus 
(s. u.) für 2 bis 3 Gerichte und ein Glas Bier kaum 1 fl. und bewahrt sich 
dabei die volle Beweglichkeit für. den Nachmittag. .In einigen Gasthöfen 
(Munsch, Erzh. Carl,: Stadt Frankfurt u. a,) können jedoch auch mehrere 
Personen 7adle d’höte zu bestimmten Preisen (17/5 fl. u. s, w.) speisen, wenn 
sie dies eine Stunde vorher bestellen. Dieselbe Einrichtung besteht im: Casino 
zu Baden, bei Dommeier in Hietzing: u. a. O0. N 
Trinkgelder sind in den grossen Gasthöfen in folgender Art üblich: 
Zimmermädchen, welche das Bett macht und das Zimmer reinigt, und 
beim Abschied glückliche Reise wünscht; für 3 bis 5 Tage 30kr., für 8 Tage 
1fl. Zimmerkellner, an den die Rechnung: bezahlt wird, je nach den 
Diensten, die er geleistet hat, z. B. Frühstück gebracht, : für 3 bis.4 Tage 
20.kr., für 8 Tage 40 kr. Ist. der Fremde mit ihm in’ gar keine Berührung 
gekommen, so ist ein Trinkgeld für ihn ganz überflüssig. Portier in glei-. 
chem Verhältnisse wie der Zimmerkellner. Lohndiener für das. Reinigen 
der Kleider 10 kr. täglich, hat er nur Stiefel zu wichsen ‘6 kr., für jede. 
Commission 10 kr. Hausknecht für den "Transport des Gepäcks vom 
Zimmer in den Wagen bei der Abreise; nach Umständen 10. bis 20 kr. Dem 
Tischkellner giebt man bei der Bezahlung jeder Mahlzeit 5 kr. mehr, eine 
Sitte,“ die allenthalben in Wien herrscht.‘ Der H ausmeister, welcher 
Nachts. die Thür öffnet, erhält jedesmal 3 bis 6 kr; 
. Gasthäuser (Restaurationen) ausser den: genannten Gasthöfen, Prevot, 
ein dunkles Zimmer: im Erdgeschoss des Herren-Casino, dem Liechtenstein- 
schen Palais gegenüber, Herrngasse, franz. Küche, vornehm .und theuer; 
*Reisenleitner, im 1. Stock, Schlossergasse nächst dem Graben;*Rother 
Igel, im 1. Stock, unter den Tuchlauben, Bier sehr frisch; Schnecke, 
Petersplatz; Streitberger, im 1. Stock des Eckhauses Nr. 530. in der 
Bischofsgasse in der Nähe: der Stephanskirche; ‚Mittagessen für 40 kr.. und 
1 fl. 20 kr. — Im Sommer werden die Gasthausgärten in der Leopoldstadt, 
Sperl, Kaiserkrone u. a.; das Sträussl am Josephstädter Theater 
viel besucht. *Dommeiers Casino in Hietzing (S. 32) wird von Kennern 
für die beste Küche. weit und.breit gehalten: (s. oben). (‚‚Schnitzel‘‘ . sind 
Cotelettes, „Fisolen‘‘ Bohnen, .,;Carviol‘‘ Blumenkohl, „‚Kren‘‘ Meerrettig,. 
„Aspic‘ Sülze oder Gelge. Schill ein guter. Fisch.) - .. ; 
Kaffehäuser. *Daum am Kohlmarkt, grosse Räume, viel Offiziere. 
Cafe Francais am Stephansplatz, viel. Fremde; Heydner’ am Graben, 
in ‚allen dreien viel Zeitungen, bei Heydner u. a. Kreuzzeitung, :Schwäb. 
Mercur, Frankf. Journal, Nürnb. Corresp. ; Wed1 beim Kärthnerthor-Theater 
von Schauspielern, Schlegl am Graben viel, von Italienern, Löw am Bau- 
ernmarkt von Slawen ‘besucht. Caf€National oder Grün steidl, Herrn- 
gasse, Ecke nach.der Burg, preuss. Zeitungen. Corti am Kärnthnerthor 
(Stammgäste) ; Corti im Volksgarten,. besonders der S. 30 genannte Para- 
deisgarten u. a: Die Kaffehäuser in der Leopoldstadt (Stierböck und
	        
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