Volltext: Die Liebesproben

38 
zu haben, weil dieser Mann kein Vermögen besitzt, und wenn Sie Ihre 
Uebereilung um jeden Preis gutmachen wollen, so suchen Sie fich 
andere Gründe und einen anderen Mitschuldigen. Ich verschmähe es, 
Ihre Tochter zu hintergehen und Ihr Schwiegersohn zu werden durch 
Betrug. W 
Reinerz. Du mein Schwiegersohn — ich verstehe nicht — 
Frictz. Verstellen Sie sich nicht, Sie bemühen sich umsonst, den 
Schein zu retten. Sie haben in Ihrem angeborenen Wankelmuth wie 
gewöhnlich heute den Entschluß bereut, den Sie gestern gefaßt haben 
und, um den unbequemen Schwiegersohn abzuschütteln, haben Sie ihn 
bei seiner Großmuth gefaßt, haben ihm weiß gemacht, daß Sie ruinirt 
sind. — Ist es so? 
Reinerz (chweigt verlegen). 
Auguste. Vater, was hast Du gethan? 
Fritz. Sie haben es aber nicht nöthig gehabt, auch mich in 
Spiel hineinzuziehen und meine Ehre bloszustellenn. 
Reinerz. Aber von Dir war ja keine Rede. 
Gertyrud für sich. Ha, ich begreife! (Laut.) Dann war wohl 
der zweite Theil des Märchens das Werk Ihrer Erfindung, gnädige Frau? 
Sr. v. Hammer. Mein Gott, was konnte näher liegen, als 
die Idee den kaux pas meines Bruders, die Blamage, welche durch 
die Auflösung der Verlobung entstand, dadurch wieder gut zu machen, 
daß man der Welt zeigt, es fehle Augusten an Bewerbern nicht, die 
ihren Werth zu schätzen wissen —— 
Auguste. Du hast nicht wohl gethan, Vater, mein Glück auf 
eine solche Probe zu stellen. U 
Reinerz. Nun, wird mir aber die Sache zu bunt! Ich weiß 
von keinem anderen Schwiegersohn als von Doktor Wagner, der ist 
aber nicht zur Raison zu bringen. Was ist es auch weiter? Habe ich 
nicht das Recht mich zu überzeugen, ob der Mann, dem ich meine 
Tochter geben will, ein Ehrenmann ist oder ein Egoist, der es nur 
auf mein Vermögen abgesehen hat? Er hat die Probe bestanden und 
ich habe ihm eine glänzende Ehrenerklärung gegeben, aber er spielt 
den Beleidigten. Was soll ich thun? Ich kann ihn doch nicht mit 
Gewalt hieher bringen? 
— Augunte. Nein, das hast Du nicht, nöthig, Vater. Ich will 
Dir keinen Vorwurf machen, Du hast Dich aus Liebe zu mir zu einem 
falschen Spiel mit einem Manne mißbrauchen lassen, dessen Charakter 
Dir über jeden Zweifel erhaben sein sollte. Ich danke Dir auch für 
diese Liebe, die mir den bittersten Schmerz meines Lebens bereitet hat. 
(Im Seelenkampfe.) Lebe wohl! c 
Reinerz. Was hast Du vor? —D 
F Auguste. Dem Manne zu folgen, dem ich unauflöslich an— 
gehöre. B 
Reinerz. Du willst mich verlassen?
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.