Volltext: Die Liebesproben

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Fritz, Das war ein harter Schlag für meine arme Cousine. 
Ich gaͤbe Alles darum, wenn ihr diese schwere Enttäuschung erspart 
geblieben wäre. 
Fr.v. Hammer. Verstehe ich recht? Ich dachte doch, Du liebst 
Augustenn J 
Fritz. Eben weil ich sie liebe, schmerzt mich ihr Unglück so tief. 
Fr. v. Hammexr. Du bist ein Schwärmer, Fritz. Du liebst sie 
und haͤttest sie einem Anderen gegönnt — das begreife ich nicht. 
Fritz. Den Unwürdigen beneidete ich um sein Glück — um 
Augusten glücklich zu wissen, hätte ich Opfer bringen können. 
Fr. v. Hammer. Und doch ist es nicht lange her, seit Du 
Dir einen Korb bei ihr geholt hast. 
Fritz. Hätte ich gewußt, daß sie ihn liebt, ich würde den 
Schritt unterlassen haben. 
Fr. v. Hammer: Sie hat den Irrthum ihres Herzens schwer 
gebüßt, aber die Lehre ist heilsam.. 
Fritz. Du frevelst, Mamga. 
Fr.v. Hammer. Ich leihe nur der Wahrheit den richtigen Ausdruck. 
Fritz. Sie hat diesen Schmerz nicht verdient, sie hat geliebt. 
Fr. v. Hammer Sie ließ sich- bethören von einem Heuchler, 
der ihr vertrauensvolles Herz mißbrauchte, um eine Kokette eifersüchtig 
zu machen; aber sie war blind für die echte uneigennützige Liebe, die 
Du ihr in stummer Huldigung entgegenbrachtest. 
Fritz. Schilt sie nicht, sie hat mir nicht mit Absicht wehe gethan. 
Fr. v. Hammer. Sie hat Dich verkannt, und das schmerzt 
eine Mutter. Aber nun wird sie zur Einsicht kommen, was Du ihr 
gewesen wärest im Vergleiche mit jenem Menschen, der sie verrathen hat. 
Fritz. Vielleicht, doch das wird sie nicht trösten in ihrem 
FIr. v. Hammer. Aber es wird sie geneigter machen, den For— 
derungen der Vernunft Gehör zu schenken. 
Fritz. Mama, Du glaubst doch nich — IJ 
Fr. v. Hammer. Ich glaube, Fritz, daß nun der günstige 
Moment für Dich gekommen ist. Wie ich die menschliche, zumal die 
weibliche Natur kenne, wird Augüste froh sein, der Welt zeigen zu 
können, daß sie ungebeugt aus jener fatalen Situation hervorgegangen 
ist. Wenn Du nun vor sie hintrittst mit Deinem ehrlichen Antlitz, 
wenn Du ihr nun die Hand reichst, um sie aus ihrer tiefen Erniedri— 
gung zu erheben — sie wird diese Hand als die eines Retters betrachten 
und sie mit Freuden an ihr Herz drücken. 
Fr. v. Hammer. Was sagst Du? Du liebst sie und willst die 
— nicht benützen, sie durch Dankbarkeit an Dich zu 
fesseln? VV 
Fräaͤtzz. Ich verschmähe es, durch ihre Dankbarkeit zu erlangen, 
was ich durch meine Liebe nicht erreichen konnte.
	        
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