sie fort mit den Kindern, die sie ängstlich hinter sich herzieht.
Wie weggewischt. Wie ist sie nur hierher gekommen? Wahr
scheinlich durch den Haupteingang und.durch die Küche her
aus, um mich hier zu treffen.
Inzwischen kommt ein Dienstmädchen, das ich frage, ob
der Herr Pastor zu sprechen ist. Nach einigen Augenblicken
ist sie wieder da: „Der Herr Pastor lassen bitten."
Ich stehe einem älteren Herrn gegenüber, stelle mich vor.
„Wie bitte," fragt er, „Volck?" „Jawohl, Volck aus Dor
pat." Statt einer Antwort faßt er mich unter den Arm, führt
mich in sein Arbeitszimmer vor eine Photographie. „Ist das
Ihr Großvater, Professor Volck?" Ich starre das Bild an.
Großvaters Bild hier in Sibirien? Es gehen Gespenster
um am hellen Lage, erst die Mila, jetzt Großvater! Wir setzen
uns. Der Pastor ist ein Schüler meines Großvaters.
Ich sage nichts von meinen Plänen, das hat Feit für später,
erkundige mich nur, wann der Gottesdienst im Herbst wieder
beginnt, und gehe.
Die Wachleute trollen mit uns nach Hause. Von weitem sehe
ich die Dame, die meinen grauen Brief fallen läßt. Sie hat ihn
also, gut. Das war mal ein Glückstag! Wie im Marionetten
theater sind wir vom Schicksal hin und her geschoben worden,
damit alles klappte. Bestellt hätte es nicht besser gehen können.
Im Briefist Geld von meinen Verwandten, mehrere hundert
Rubel. Die Damen wollen jeden Sonntag um zehn Uhr einen
Spaziergang um die Kirche herum machen, eine Stunde lang,
bis ich komme. Außerdem werden sie jeden zweiten Lag zwi
schen ei» und drei Uhr mit den Kindern an unserem Hause
vorübergehen. Vielleicht ist eine Verständigung möglich?
Das wird schwer gehen. Die Fenster nach der Straße dür
fen nicht geöffnet werden, am Hoftor zu stehen ist verboten.
Nach langem Grübeln kommt mir eine Idee: Wenn wir nicht
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