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Das Große Los
gjxsl!» schien in Meergeruch und Herbsisonns zu schlafen,
e^)nur das Mohammedanerviertel lärmte — ein großer
orientalischer Farbentopf. Hungrig, mit den letzten fünf
undzwanzig Rubeln in der Tasche machten wir Bettelbesuche
bei Hassans Bekannten. Man sagte uns viele schöne Worte,
schwülstige, höflichkeitstriefende Begrüßungen und Redens
arten, gute Ratschläge, die so schlecht und billig sind, nur um
die Hilfesuchenden abzuschütteln.
Wieder zwanzig Rubel verschlang ein anrüchiges Absteige-
hotel. Mit kranken Gedanken lag ich schwach in leisem Fieber
schauer auf einem Bett. Morgen begann das richtige Elend,
nichts zu essen, kein Dach über dem Kopf — raus auf die
Straße und an einer Mauer verenden wie ein Hund.
Aber wenn die Not am größten ist, ist irgendeine Hilfe ganz
in der Nähe. Und auch diesmal kam die Hilfe.
Hassan polterte erregt in das Zimmer: „Ein inguschischer
Student wird euch gleich zu einem Ingenieur bringen."
In einem richtigen Salon, der beinahe seinen Platz in
Europa behaupten konnte, wurden wir liebenswürdig und
herzlich von einem tatarischen Ingenieur begrüßt. Die Salon-
tür ging auf, und herein trat im grauen Sommeranzug ein
Herr. Vollbart, Zwicker, Haltung ließe» unschwer den Deut
schen erkennen — Oberlehrer oder so etwas.
„Habe die Ehre, Oberstleutnant K., aus Krasnojarsk ent
flohen !"
Donnerwetter — wir sprangen auf und bemühten uns,
unserer lang vernachlässigten Haltung militärische Strammheit
zu geben. Nach gutem Essen am gastfreien Tisch des Tataren
plauderten wir sorglos über unsere Erlebnisse. Schiffbrüchige,