Wenn alles gut ging, konnten wir in einer Nacht von
Bakum aus zu Schiff Trapezunt erreichen. Half der Jngusch,
mit dem Jsmael rechnete, nicht, so würde sich schon eine fe
sachliche Feldwache finden oder sonst eine Gelegenheit, um
unter den Drahtverhauen hindurch zu den Türken zu kriechen.
Eine Paßreviston löste die andere ab. Fast nur Offiziere
residierten, und an der Schärfe der Kontrolle merkte man die
Nähe der Front. Meist stellte ich mich schlafend, und der Dok
tor, der ja einwandfrei echt wie ein Tscherkesse aussah, zeigte
die Pässe vor.
Mit dem Morgengrauen huschte ein leises Rauschen in
das Abteil, der Zug donnerte aus einem Tunnel — da lag
das Schwarze Meer und sprang murrend mit Schaumkronen
an das felsige Ufer.
Der Zug hielt, wir waren in der Festung Datum. Durch die
nachtschlafenden Straßen bringt uns Jsmael nahe am Hafen
in ein Hotel. Vom Fenster sehen wir dunkle Masten ragen,
die leise im Wellenschlag schaukeln.
Die Sonne schaute über den Kaukasus und warf Strahlen
bündel nach Westen über das Schwarze Meer — dort wo Frei
heit war, alle Hetze, alles Verfolgtsein aufhörte.
Nur zum Essen gingen wir in ein benachbartes Restaurant
und langweilten uns halbtot in dem schmutzigen, von Un
geziefer starrenden Hotelzimmer. Jsmael kam von der Kom
mandantur zurück. Man wollte uns nicht die weiteren Papiere
zum Betreten von Trapezunt geben. Bestechung war zu ge
fährlich, denn faßte man uns hier mitten in der Festung, so
konnten wir uns Datum leicht von einem Galgen aus besehen.
Alle möglichen Pläne wurden erwogen: ein Boot stehlen und an
Trapezunt vorbei rudern, bis wir in türkische Gewässer kamen ?
Jsmael traf einen bekannten Inguschen, der als Kolonnen
führer mit mehreren Landsleuten nach Trapezunt reiste. Drei
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