stak Jsmaels Frau, die begreiflicherweise unserekwegen ihre«
Mann nicht in Gefahren hinausschicken wollte.
Jsmael sprach langsam, verlegen wie ein schuldbewußtes
Kind unter dem ruhigen Blick des Doktors, der alles zu er
rate» schien.
„Morgen, ehe der Tag über die Berge steigt, fahren Sie
nach N. zu meinem Vetter, der nach Beschluß des Inguschen-
rates mit einem zweiten Vertrauensmann Sie zu den Türke»
bringen soll. Es ist alles vorbereitet. Mit gefälschten Papieren
fahren Sie, als russische Offiziers der wilden, kaukasische»
Division verkleidet, über das Kaspische Meer nach Persien.
In Persien ist nur eine gefährliche Strecke durch ein Räuber-
gebiet, das Sie vielleicht umgehen können. Mein Vetter und
sein Begleiter sind unsere Vertrauensmänner, die aus der
Türkei Geld holen sollen, damit wir uns von den Kosaken
für den Viehraub loskaufen können. Haben wir die Kosaken
gewonnen, so überfallen wir mit ihnen zusammen die russische
Infanterie, und wenn diese aufgerieben ist, kommt die Reihe
an die Kosaken selbst. Ich kann Sie leider nicht begleiten,
wegen dringender Familiensachen. Mein Reffe hat seine
Braut geraubt, und ich muß die Parteien versöhnen. Sollte
mein Vetter aus irgendeinem Grunde nicht an dem Plane fest
halten, dann kommen Sie unbedingt zu mir zurück, und ich ver
suche Sie über Trapezunt durch die russische Front zu bringen."
Mehr sagte Jsmael nicht und legte zwei Paßblankette auf den
Lisch. Wrwußten genug, packten nufere wenigen Sachen in einen
alten Sack und waren froh, daß Allah sich so weit geregt hatte.
Ein Leiterwagen polterte mit uns durch traumraunende
Maisfelder. Bleich und fremd stand der Mond, über den Ber
gen. Murmeltiere pfiffen sich Warnung zu. Auf einem hohen
Plateau überraschte uns der Morgen. Mit roten Fingern
tastete sich die Sonne über eine noch dunkle Gebrrgsmasse
206