Zuerst lehnten wir uns gegen dies untätige Zuschauen auf,
gegen das Abwarten, das Heimwärtsziehenden so fürchterlich ist.
In Europa muß man Europäer sein, in Amerika Ameri,
kaner, im Orient Mohammedaner — oder man ist eine lächer,
liche Figur und wird nicht für voll angesehen.
Der Mohammedaner hat Zeit, viel Zeit — was heut nicht
wird, hat noch manchen Lag. An Jsmaels Zeithaben ge,
wöhnten wir uns, es wurde uns sogar recht »ach all dem
atemlosen Hetzen der letzten Monate. Zu Weihnachten würden
wir schon daheim sein, und das war die Hauptsache. Selt,
sam, unter kaukasischer Sommersonne, wenn schwarze Sonnen,
blumenkerne zu Boden rieselten, an den deutschen Weihnachts,
bäum hinter eisblumenbeschlagenen Fenstern zu denken.
Jsmael sagte jeden Abend: „Übermorgen fahren wir,
morgen habe ich noch geschäftliche Gespräche." Den ganzen
Lag saß er nach so einer Ankündigung auf einem Baumstumpf
vor seiner Haustür und zeichnete mit seinem Eichenstock
Figuren in den Sand. Einige Greise setzten sich zu ihm, langsam
und bedächtig, sprachen etwas belangloses Zeug und ruhten
sich dann lange schweigend von den schweren Worten aus.
Diese geschäftlichen Gespräche waren anscheinend sehr wichtig
und machten aus dem Reisetage immer wieder ein Übermorgen.
Es hat seinen eigenen Reiz, so in der Sonne sitzend mit halb,
geschlossenen Augen seine Seele zu betrachten und langsamen,
trägen Gedanken nachzukriechen. Der Italiener nennt es
„süßes Nichtstun", der Türke „Khef" und der Jngusch
«geschäftliche Gespräche". Stundenlang kheften wie und
warteten, bis Allah einen Wagen vor das Haus schob und
sagte: „Bitte einsteigen, ihr habt warten gelernt, und jetzt
will ich euch nach Hause fahren."
Von meinem Fenster aus oder bei kurzen Besuchen in
Jsmaels Verwandtenhäusern lernte ich diesen räuberischen