Volltext: Die Wölfe [42]

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und Kissen auf dem Boden. Tee und Tabak wurden gebracht. 
„Oh, oh," sagte der Alte, „Albast sehr froh, sehr froh, Ger 
manen." 
Ale-ast war ein rührender Kauz. Obgleich er nur fünf 
Worte Russisch konnte, unterhielten wir uns glänzend. Diese 
fünf Worte waren: Gut, froh, Brot, Kanone und Zar. Alles 
bei ihm hieß Kanone und Zar. Der Zar war der Inbegriff 
von Macht, Ordnung, Gehorsam. „Nun ist der Zar weg, 
und Rußland ist kaputt," machte er uns verständlich. Ka 
none bedeutete für ihn Raub, Krieg, Stärke, Gewandtheit, 
Klugheit — wir waren Kanonen. O ja, natürlich: deutsche 
Kanonen. 
Am nächsten Tage kam Jsmael aus dem Nachbardorf« 
Jsmael war der angesehenste Jngusch, adlig, aber nicht wie 
bei uns „von" oder Baron, sondern weil er aus der ältesten 
Familie stammte, über mehrere hundert Reiter verfügte und 
einen klugen Kopf hatte. Außerdem hatte er einen Russen 
ermordet, die Revolution 1905/06 mitgemacht, war aus dem 
Zuchthaus ausgebrochen und nach Amerika geflohen, von wo 
er vor drei Jahren zurückkehrte. 
Jsmael hatte seine festliche Tscherkeßka an, uns zu Ehren, 
und trug sogar einen langen, breiten Dolch. Lachend sagte 
er? „Sonst trage ich keinen Dolch, meinen Eichenstock kennen 
und fürchten alle, und niemand wird wagen mich anzufassen." 
Vorsichtig horchte er uns aus, ob wir auch nicht verkappte 
russische Spions seien, die sich unter dem Deckmantel als 
kriegsgefangene Deutsche hier eingeschlichen. Er beruhigte 
sich bald und kam dann zur Sache: „Vielleicht begleite ich 
Sie selbst, am besten über die grusinische Heerstraße nach 
Tiflis und über Batum—Trapezunt durch die russische Front 
oder über Erzerum. Ich fahre jetzt, um mit dem Jnguschenrat 
zu sprechen und alles vorzubereiten, übermorgen bin ich zurück." 
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