Volltext: Die Wölfe [42]

In den Kaukasus 
>■ eiß bleibt als Rechtsanwalt Gast der russischen Fürstin. 
>Jch werde unangemeldet einquartiert und gehe als 
Fräulein Margots Vetter und russischer Kavallerieoffizier 
auf Urlaub in ihrem Hause aus und ein. Schöne Stunde» 
verleben wir bei Bekannten, die meinem Vater auf seiner 
Flucht begegnet sind, die mich als kleinen, kurzbehosten 
Jungen in Dorpat gekannt haben. Der Kreml wird besehen, 
in den besten Restaurants speisen wir wieder mit Messer und 
Gabel wie wohlerzogene Europäer. 
Unsere Bekannten raten dringend von einer Flucht über 
die westliche Front ab. Der Deutschenhaß und die Spionen- 
sucherei ist derart, daß jeder, der nur den leisesten Verdacht 
erregt, Deutscher oder Österreicher zu sein, vom Pöbel zer 
rissen und zerstampft wird. Außerdem ist bei dem Zurück 
fluten von ganzen Deserteurbrigaden ein Vordringen nach 
Westen mit der Bahn kaum möglich. Wir haben zu viel 
durchgemacht und fühlen uns dem Ziel zu nahe, um uns 
von Russenhänden zerreißen zu lassen. 
Mennoniten tragen uns ein Geheimnis zu: Die Moham 
medaner des Kaukasus bereiten einen Aufstand vor und 
wollen ihr Land von Großrußland losreißen. Entflohene 
deutsche Offiziere werden als militärische Hilfskräfte mit, 
offenen Armen aufgenommen. 
Warum nicht — Bandenführer oder so etwas. Es ist ja 
schon so viel Sonderbares, fast Unglaubliches in den letzten 
zwei Jahren gewesen. 
Die Kaukasier halten als Mohammedaner zu den Türken 
und werden uns helfen. Fräulein Margot besorgt einen 
Atlas, wir kramen unsere geographischen Schulerinnerungeu
	        
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