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Zivil — später stellte es sich heraus, daß es der Polizei-
kommissar selbst war — wies dem Doktor den Weg zur Woh- .
nung des ehemaligen deutschen Marineoffiziers.
Vobigs Name erwies sich als gute Legitimation. Der Ä
Doktor fand zwei Tage freundliche Aufnahme im deutschen
Heim. Die Voraussetzungen jedoch erfüllten sich nicht; der
ehemalige Offizier wußte nicht viel über die nördlichen ;
Grenzen. Zwei Tage schwankte er, ob er mit Reiß fliehen M
sollte, hatte aber nicht den richtigen Mut und war wohl zu '
alt für so ein Unternehmen.
Auf einem anderen Fluß dampfte Reiß bis Kasan und
schrieb mir nach P., daß ich direkt nach Moskau zu Fraulein
Margot fahren sollte.
Hinter Kasan lärmt eine Patrouille in den Zug, ein Höft 3
sicher Offizier schaut in das Abteil und bittet um die Pässe.
Reiß hat keinen — das untaugliche Zivilgefangenenpapier
aus Omsk hat er zerrissen — und sagt dern Kontrolloffizier:
„Ich bin Schweizer, habe meinen Paß verloren und fahre
zum Schweizer Konsul nach Moskau, um mir neue Papiere
ausstellen zu lassen."
„Es tut mir sehr leid, ich muß Sie verhaften und im Wacht
abteil nach Moskau bringen lassen, wo fich beim Schweizer
Konsul die Richtigkeit Ihrer Angaben herausstellen wirb.
Auf dieser Linie bewegen sich zwei deutsche Spione, die
wir gerade suchen — darf ich bitten, mir zu folgen?"
Peinlich, ausgerechnet auf dieser Strecke sollen deutsche
Spione fahren.
In einem Abteil dritter Klasse liegt der Doktor mit der
Wache.
Einen unwahrscheinlichen Ausweg gibt es noch, einen
einzigen: in Moskau auf dem Wege zum Konsulat der Wache
entwischen.