Volltext: Die Wölfe [42]

Wie war das gekommen? Das andere lag ja schon zu wert 
hinten, das Gestern. Aber das Heute? 
Der Propeller rasselt durch die kalte, blaue Herbstluft. Die 
Maschine fliegt ruhige Zwei Bomben verschwinden im Fern 
rohr. Zwei schwarze Striche, die gleich hineinfahren ins 
russische Magazin, explodieren. Da — kurz hintereinander 
Feuer und Rauch. Deutsches Eisen arbeitet. Fliegers Gruß. 
Die Russen krabbeln durcheinander wie aufgestörte Ameisen. 
Mein Pilot grinst — er grinst immer, wenn unsere Eier 
ins Nest gefallen — beschreibt einen großen Bogen. Kleine 
Lämmerwölkchen, niedliche kleine Wölkchen, die platzen. Sie 
schießen nicht. Ruhiges, angenehmes Arbeiten heute. 
Das Ziel rückt wieder ins Fernrohr. Langsam kommt das 
Magazin in den berechneten Teilstrich. Die Hand ruht am 
Bombenabzug. Ein harter Stoß reißt mir den Abzug aus der 
Hand. Es kracht — laut, hart. Dann unheimliche Stille. 
Der Propeller fliegt weg, wie abrasiert. Der Motor schiebt sich 
zwischen die linken Tragdecks. Dann stürzt mir Benzin und 
Hl ins Gesicht, verschmiert die Brille. Ich sehe nichts, fühle 
nur, wie die Maschine schwankt und rutscht. In den Spann 
drähten pfeift es, schrill, gellend. 
Endlich habe ich die Brille herunter. Mein Pilot steuert 
wild. Die Maschine reagiert nicht — rutscht, rutscht über den 
Schwanz ins Bodenlose. Jetzt sehe ich ein Gesicht dicht vor 
mir, bleich, aber hart, mit ruhigen, entschlossenen Augen. 
„Volltreffer, Volltreffer," brüllt mein Pilot und steuert wild. 
Gellend pfeifen die Drähte. Der Tod reitet meine Maschine. 
Zum sechstenmal, denke ich und schaue hinunter. Wie ein 
Riesenball jagt die Erde auf uns zu. Wie der Ball wächst! 
Komisch diese Ruhe in mir, als hätte ich keine Nerven. Ge 
wohnheit und absolute Machtlosigkeit. Als ob es mich nichts 
angeht. Wie ein unbeteiligter Zuschauer im Theater sitze ich
	        
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