Volltext: Die Wölfe [42]

Gebückt schaute er unter die Brücke. Wir regten uns nicht, 
faßten an die Dolche und wußten jeder, was wir dachten: 
Wenn nötig, weg damit, Wolfsfutter! 
Minuten verstrichen. Da kam eine rauhe Stimme von dem 
Mann — klang wie eine im Frost gesprungene Glocke: „Kann 
man sich ans Feuer setzen?" 
Ich bejahte und faßte fester nach dem Dolch. 
Zwei müde, hungrige Augen rollten hin und her, zwischen 
dem Kochtopf und uns. Durch eine zerlöcherte Hose blickten 
rotgefrorene Knie. Alles an dem Mann war rotgefroren 
mit Frostbeulen: die handschuhlosen Hände, das ungeschützte 
Gesicht unter einer elenden, zu kleinen Pelzmütze. Die Wärme 
wich wieder aus mir beim Anblick dieses frierenden Menschen. 
Wo kam er her, wo ging er hin, bei dreißig Grad Kälte und 
knietiefem Schnee in wolfsgefährlichen Nächten? 
Er war so regungslos gefroren, daß er erst nach einem 
Becher heißen Tees den Mund öffnete. Was seine rostige 
Stimme knarrte, fiel wie ein Blitz vom Himmel und setzte 
alles in Brand: „Sind Sie nicht Kriegsgefangene?" 
Ohne Antwort stand Plouhar auf und stellte sich hinter den 
Mann. In seinem Gesicht war etwas Mitleid, viel Entschlossen 
heit. Weiß leuchtete der Dolch in seiner Hand. Gleich mußte 
der Fremde nach vorn über das Feuer stürzen, den Dolchgriff 
im Rücken, da wandte er sich, sah Plouhar und sprang zur Seite. 
Im selben Augenblick hatte ich ihn fest, zwang ihn ans Feuer. 
„Was willst du mit dem Kriegsgefangenen sagen?" drohte 
Plouhars Stimme. 
„Nichts, Herr, ihr seid vielleicht keine, ich Lin ein armer Deser 
teur und werde nichts verraten." Dann stürzte seine Geschichte 
über zitternde Lippen —: Wie man ihn weit weg geschickt hatte, 
zu kämpfen gegen Leute, die ihm nichts getan, wie er sich nicht 
hatte totschießen lassen wollen von den Germanskis, die. so
	        
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