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massiger, das schwächere Wasser anzuwenden, weil sich
sonst, namentlich bei zarterer Haut, sehr bald ein Juckendes
Erythem einstellt, welches sich selbst bis zum Ekzem
steigern kann. Ob es kalt oder erwärmt, kontinuirlich
oder zeitweilig angewendet, ob der Umschlag häufiger oder
seltener gewechselt werden muss, hängt von dem jeweiligen
Befunde ab. Die Heilpotenz der Jodwasser-Umschläge ist
nicht zu unterschätzen, in vielen Fällen tragen sie wesentlich
zur Erreichung des angestrebten Zieles bei, insbesondere
wo es sich um Aufsaugung von Geschwülsten und Aus
schwitzungen handelt. Dass hierbei nicht die kontinuirliche
Bähung allein wirkt, lehren die Parallelversuche mit ein
fachen und Jodwasser-Umschlägen. Noch nie haben z. B.
einfache Wasserumschläge Kröpfe zum Schwinden gebracht,
unzählige Male aber beharrlich fortgesetzte Jodwasser-
Umschläge. Ebenso verhält es sich mit den Jodbädern,
welchen Manche nur die Wirksamkeit einfacher Warm
wasser-Bäder zugestehen wollen, weil sich bei ihrem
Gebrauche ohne gleichzeitigen inneren Gebrauch von Jod
wasser die Aufnahme des Jodes in’s Blut nicht mit Evidenz
nachweisen lässt. Die tägliche Erfahrung spricht aber
gegen diese Annahme, denn die specifische Wirkung der
Jodbäder gegen verschiedene Krankheiten kann nicht in
Abrede gestellt werden, vielmehr fordert ihre Augenfälligkeit
zur Forschung nach ihrem Grunde auf. Es sind auch
mehr weniger geistreiche Hypothesen zur Erklärung dieser
Thatsache aufgestellt worden, dem kritischen Auge der
Wissenschaft hielten sie jedoch nicht Stand. Auch der
Annahme meines sehr geehrten Kollegen Dr. Rabl, dass
der Wirkung unserer Jodbäder die Aufnahme des darin
enthaltenen Jodes durch die Schleimhäute des Mastdarmes
und der Geschlechtstheile zu Grunde liege, kann ich durchaus
nicht beipflichten, indem erfahrungsgemäss auf den genannten