Volltext: Der Klausner am Jakobsbrunnen

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Der Grieche brachte eben eine Speise und stellte 
sie auf die Tafel; furchtbar verzerrte sich des Zechers 
Antlitz bei dem Anblicke des Sklaven, wüthend schoß 
er vom Stuhle empor und fuhr mit geballter Faust 
auf denselben mit den Worten hin: „Du, Schurke, 
trägst die Schuld an meinem Elende!" 
Rhikos wollte, nichts Gutes ahnend, entfliehen; 
aber Gavius hatte ein Messer ergriffen und dasselbe 
mit so riesiger Gewalt auf ihn geschleudert, daß es 
tief in des Sklaven Nacken fuhr. 
Tödtlich getroffen stürzte dieser zu Boden und 
hauchte röchelnd seine Seele aus. 
In demselben Momente öffnete sich die Thüre 
und Aelia und Gotho standen Hand in Hand vor der 
selben — überrascht von der grauenvollen Scene, die 
sich da ihrem Auge bot. 
Aber Gavius breitete seine Arme aus, fiel vor den 
beiden Wiedergefundenen auf die Kniee und rief mit vor 
Freude und Wehmuth halbersticktcr Stimme: „Meine 
Kinder! ich habe Euch wieder, die Götter sind versöhnt!" 
Glücklich lebten nun die beiden Liebenden als 
Gatten vereint im Hause des Vaters, der in späteren 
Tagen erzählte, daß er in derselben Nacht — der 
ersten, welche Gotho unter seinem Dache zubrachte — 
ein Traumgesicht hatte, in welchem ihm der ehrwür 
dige Wandersmann, von lichtem Sternenschimmer um 
strahlt, erschienen sei, und ihm mit erschütternden Worten 
ermahnt habe: dem Knaben Gotho kein Leid zuzufügen, 
„Dein Leben," sagte er, „ist enge an des Knaben 
Geschick gekettet." — 
Das war nun die erste Ursache, daß Gavius 
den Knaben sorglich hielt und pflegen ließ; ein zweiter 
Grund war die erzählte Rettung auf der Jagd. —
	        
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