Volltext: Richtlinien für die Agitation bei den Gemeindewahlen in Oberösterreich

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Nur an 50 oberösterreichischen Volksschulen (sie sind alle in 
der Stadt) gibt es einen Schulbesuch vom 6. bis zum voll 
endeten 14. Lebensjahre. An 227 Schulen besteht nur eine 
sechsjährige, an 269 nur eine siebenjährige Pflicht, am 
Unterricht teilzunehmen. Die Kinder verlieren somit, ge 
rade wenn sie am aufnahmsfähigsten sind, im 13. und 
14. Lebensjahre, zwei wertvolle Jahre oder doch ein Jahr 
der Fortbildung-, jene Zeit, in der sie sicher mehr lernen 
würden, als in den sechs früheren. Aber das wollen die 
christlichsozialen Machthaber im Lande eben verhindern. 
Sie züchten die Ignoranz, das Dunkel in den Köpfen vor 
sätzlich, weil dies der Sockel ihrer politischen Macht ist. 
Und schlau benützen sie in den Landgemeinden die Leute 
not, gegen die die verkürzte Schulpflicht das beliebteste 
Heilmittel ist. So mehren die Klerikalen durch die Schul 
besuchserleichterungen ihre Popularität und sorgen zu 
gleich dafür, daß die Jugend möglichst wenig lerne, weil 
auf dem Boden der Unwissenheit und mangelnder geistiger 
Reife ihr Weizen ja am besten gedeiht. 
Die Folgen des Prinz'ps, daß Unterricht Nebensache 
sei, zeigen sich auf allen Gebieten. Auch auf den: landwirt 
schaftlichen. Der Ertrag unserer Landwirtschaft bleibt 
hinter jenem, der auf gleichen Böden in Deutschland er 
zielt wird, weit zurück. In Deutschland muß freilich jedes 
Kind die Schule durch volle acht Jahre besuchen und jede 
ungerechtfertigte Schulversäumnis wird empfindlich be 
straft. Es würde sich empfehlen, die Landleute auf die 
Schädlichkeit der Schulbesuchserleichterungen aufmerksam 
zu machen, die später auch die wirtschaftliche Lage ihrer 
Kinder ungünstig beinflufsen. 
Die Senkung des geistigen Niveaus der Volksschüler 
wird aber auch dadurch herbeigeführt, daß ein großer Teil 
. der Schulen Oberösterreichs nur ein- oder zweiklassig und 
überfüllt ist. Nach pädagogischer Ueberzeugung sollen auf 
einen Lehrer nicht mehr als 30 Schüler entfallen, weil 
jedes Eingehen auf die Eigenart des Kindes sonst un 
möglich ist. Es ist für den überbürdeten Lehrer ausge 
schlossen, das Lehrziel in der überfüllten Schule zu errei 
chen, denn „die erziehliche Tätigkeit hört da auf, wo die 
Unmöglichkeit beginnt, an den einzelnen heranzutreten". 
Es gibt nun >n Oberösterreich nur wenige Schulklassen, 
in denen nicht mehr als 30 Schüler unterrichtet werden, 
dagegen viele, in denen sich über 100 befinden. So sind
	        
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