Volltext: Richtlinien für die Agitation bei den Gemeindewahlen in Oberösterreich

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tätsversicherung spätestens am 1. IM 1925 in Kraft treten. 
Wiederholt wurde das wichtigste Gesetzwerk auch in Oester 
reich in Verhandlung gezogen, seit die ersten Arbeiterver 
treter im alten Reichsrate einzogen. Aber immer wieder 
gelang es den bürgerlichen Widersachern der sozialen Für 
sorge, die Sozialversicherung zu verschleppen und nach wie 
vor überantwortet mau Jahr für Jahr Zehntausende dein 
furchtbaren Elend der Armenhäuser und zwingt sie zum 
Bettel, der einzigen Rettung vor dem Hungertode. 
An der Gesetzwerdung der Alters- und Invalidenver 
sicherung, die von der Arbeiterschaft seit Jahrzehnten ver 
langt wird, sind aber auch die Gemeinden aufs stärkste 
interessiert. Die Landtagsabgeordneten Mehr, Beut l- 
m a y r und Genossen beantragten im Landtage, Erhebun 
gen über den Stand der Armenpflege in Oberösterreich vor 
zunehmen. Der Landesrat hat diese Erhebungen gepflo 
gen. Nach denselben wurden am 31. Dezember 1919 in 
Oberösterreich 17.350 Gemeindearme gezählt. Volle zwei 
Prozent der Bevölkerung sind demnach Gemeindearme. 
Von den 17.350 Gemeindearmen waren 4820 gänzlich 
erwerbsunfähig, 1820 von diesen bedurften einer beson 
deren Pflege. Unter den Armen waren 5130 Kinder unter 
14 Jahren. 
Von den 504 Gemeinden Oberösterreichs haben 227 je 
ein Armenhaus. In diesen Armenhäusern waren Ende 
1819 insgesamt 3041 Personen untergebracht. Es sind dies 
fast ausnahmslos Leute, die der häuslichen Pflege ent 
behren und die wegen Alters, Kränklichkeit, Schwachsinns 
oder aus anderen Gründen einer besonderen Pflege be 
dürfen, sich mit monatlichen Unterstützungen nicht fort 
bringen können und sich auch für die Einlage nicht eignen. 
Die Einlage, gegen die außerordentlich viele Klagen 
erhoben werden, bestand im Jahre 1919 in 325 Gemeinden. 
Man zählte im Lande 977 Einleger. In 243 Gemeinden 
wird den Gemeindearmen an gewissen Tagen das Sam 
meln milder Gaben gestattet. Nach einem arbeitsreichen 
Leben müssen also alte, kranke und arbeitsunfähige Leute 
von Haus zu Haus betteln gehen. 
Trotzdem die Unterstützungen, die den Armen von den 
meisten Gemeinden gewährt werden, der Teuerung bei 
weitem nicht entsprechen, bilden sie doch eine beträchtliche 
Belastung der Gemeinden. Der oberösterreichische Landes 
rat hat erhoben, daß in Oberösterreich durchschnittlich ein
	        
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