für die weitere Haltung der sozialdemokratischen Partei
in diesem Hause bestimmend sein. Die Verantwortung für
die Folgen der Ablehnung oder der Verzögerung der un
aufschiebbaren Hilfeleistung fällt auf die Schuldtragenden.
Wir stellen die nachstehenden Anträge:
1. Dem vorliegenden Antrage wird die Dringlichkeit
zuerkannt.
2. Zur Behebung der Wohnungsnot in den von ihr am
schwersten heimgesuchten Gemeinden und zur Mil
derung der Arbeitslosigkeit werden den Gemeinden
vom Lande die erforderlichen Mittel zur Inangriff
nahme des Baues von Wohnhäusern sofort flüssig
gemacht. Hiezu ist der dem Lande zufließende Er
trag der Lohnabgabe zu verwenden, der Rest durch
Begebung einer Anleihe zu decken.
3. Die Landesregierung hat dem Landtage binnen vier
zehn Tagen über die von ihr zur Bekämpfung der
Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit unternommenen
Schritte zu berichten und dem Landtage die erfor
derlichen Gesetzentwürfe vorzulegen, durch welche
Mittel beschafft werden, die ausschließlich zur Auf
führung von Wohnhäusern, sowie zur Verzinsung
und Tilgung der notmendigen Bauanleihen zu ver
wenden sind."
Dieser Dringlichkeitsantrag entfesselte im Landtage
eine leidenschaftliche Debatte, bei der die Christlichsozialen
einen Mangel an Ernst und eine Leichtfertigkeit an den
Tag legten, die als unerhört bezeichnet werden müssen. Sie
ließen die christliche und die soziale Maske gänzlich fallen
und ihr Sprecher, der Landesrat Dr. Max Mayr, schämte
sich nicht einmal, das alberne Argument vorzubringen, der
durch die neue oberösterreichische Haus- und Landlarbeits
ordnung den Hausgehilfinnen und Landarbeitern ver
heißene bescheidene Wohnraum (merkt es, ihr Landarbei
ter und Hausgehilfinnen, ihr gehört nach dem christlichen
Dr. Mahr in den Stall oder in die eisige Bodenkammer'),
also dieser ohnehin bescheidene Wohnraum, den die So
zialdemokraten bei Beratung der Landarbeitsordnung for
derten, er sei eine der Ursachen des Wohnungselends. Herr
Dr. Mayr erhielt vom Genossen Robert Mehr eine Lek
tion, daß er schrie, wir hoffen aber, daß auch das länd
liche Proletariat der Partei dieses schwerreichen christlichen
Landesrates und Advokaten, der eine luxuriöse Wohnung