Volltext: England und der Kontinent

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Doppelspiel zwischen Zar und Duma ist durchsichtig. Sollte, 
wenn auch nur im stillen Kämmerlein, von England bei 
Präsident Falliöres die monarchistisch-katholische Seite 
drohend angeklungen sein? Der plötzliche (wohl von ihm 
selber veranlaßte) Rücktritt Llomenoeaus scheint in 
solchen verworrenen Verhältnissen, die dem Einzelnen 
leicht über den Kops wachsen, seine Ursache zu haben. 
Bismarck sagte einmal zu dem Berichterstatter des 
„New York Herald” „Der Haß zwischen Rußland und 
Deutschland diene den englischen Interessen; so habe Eng 
land während des Krimkrieges stets versucht, den Kriegs 
schauplatz von der Krim nach der Weichsel zu verlegen", 
und fährt dann fort: „England hat Recht; wenn ich einen 
großen, starken, dummen Kerl finden könnte, der statt 
meiner mit meinem Feinde kämpft, so würde ich ihn ab 
solut nicht daran zu hindern suchen, und wenn ich ein 
englischer Staatsmann wäre, würde ich ebenso handeln 
wie sie; ich wäre ein Tor, wenn ich es nicht täte." Daß 
Frankreich und Rußland nicht die von Bismarck so derb 
gezeichnete Person sein wollen, haben sie jetzt genugsam 
gezeigt. 
Bleibt noch der Balkan, doch sind der Völker dort 
zu viele, um sie jemals unter einem Hute zu vereinigen. 
Auch ist nicht zu vergessen, daß diese Völker nicht mehr 
wie einst unter der Türkenherrschaft schmachten, daß sie 
frei sind und es nur darauf ankommt, daß sie ihre Frei 
heit gut gebrauchen. Der Balkan ist nicht mehr zu ver 
teilen, er ist verteilt. Nicht hochpolitische, zu steten 
Kriegen führende Ziele werden ferner das Glück der 
Balkanvölker machen, sondern ihr Emporsteigen zu Kultur 
und Wohlstand, auf daß sie nützliche und geachtete Glieder 
der europäischen Familie werden. 
Gleichzeitig liegt ihnen der Beruf ob, Vermittler zu
	        
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