Volltext: Lisli

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Da klopfte Jemand an die Thüre, und herein 
hielt der Postbote einen Brief. 
Elise erkannte augenblicklich Franzens Schriftznge 
und öffnete schnell das Schreiben, las und sank dann 
mit gebrochenen Augen und einen Schrei der Ver 
zweiflung zusammen. 
Mitleidsvolle Nachbarsleute, die das stille Mädchen 
ihres reinen Lebenswandels willen liebten, hörten zu 
fälliger Weise ihren schmerzhaften Ausruf, eilten herbei 
und fanden Elise bewußtlos am Boden liegend, einen 
Brief krampfhaft an ihr Herz gepreßt. 
Hüllen wir, mein Leser, einen Schleier über 
die nächstfolgenden Tage, über das, was Elise ge 
litten. Wir finden sie wieder im Krankenhause bei 
den barmherzigen Schwestern, auf dem Krankenlager 
schwach und matt nach einem eben überstandenen Ner 
venleiden. 
Doch willst Du wissen, mein Leser, was in 
jenem unseligen Briese stand, so lese selbst: 
Meine gute Elise! 
Mit schnierzlichem Gefühle las ich die betrübende 
Nachricht von dem plötzlichen Tode Deiner guten Mut 
ter, da ich weiß, was Du an ihr verloren und was 
Deine Mutter Dir war. Möchte ich doch in der Lage 
sein, Dich trösten zu können! Leider aber bin ich 
dazu verurtheilt, Dir selbst den Pfeil des Schmerzes 
noch tiefer einzudrücken. Ich bin gezwungen, Dir zu 
entsagen. Du kennst den strengen, eisernen Willen 
meines Vaters, der ein Jugendfreund meines ehema 
ligen Amtsvorstandes ist. Als ich ihm nun vor eini 
ger Zeit schrieb und ihm den Willen, Dich zu ehelichen \ 
kund gab, da drohte er, mir zu fluchen, wenn ich
	        
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