Volltext: Lisli

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verschuldete, das machte Laura wieder gut, deren reines, 
unverdorbenes Gemüth bald in Ednard's Herz einen 
Eindruck hervorrief, welcher immer tiefere Wurzel schlug, 
je mehr sich die beiden jungen Leute kennen lernten. 
So verfloß nahe ein Jahr. Eduard hatte es 
nie gewagt, seiner schönen Schülerin etwas Anderes 
als die höchste Hochachtung zu gestehen, Und doch 
wußte Laura damals schon sehr gut, daß sie von Eduard 
geliebt werde. In diesem Punkte sieht jedes Mädchen- 
auge scharf. 
Zur Feier von Laura's achtzehntem Geburtstage - 
wurde ein kleiner Kreis von Bekannten geladen, auch 
unser Eduard wurde dieser Ehre theilhaftig. Schon 
lange zuvor dachte er nach, wie er seiner angebeteten 
Laura durch ein kleines Geschenk zugleich auch das 
schüchterne Geständniß seiner Liebe ablegen könnte, und 
da ihm selbst der Muth zu sprechen fehlte, so rief er 
die Blumensprache zur Hilfe, band nach den Regeln 
derselben einen kleinen artigen Strauß zusammen und 
wanderte mit bangendem Gefühle hinaus vor die Stadt 
in das nahe gelegene Tuskulum des Kommerzienrathes. 
Die Gäste waren schon im Gartensalon versammelt, 
als Eduard mit seiner Gabe schüchtern eintrat und 
Laura in wenigen einfachen aber herzlichen Worten 
seinen Glückwunsch darbrachte. 
Von allen Anwesenden erhielt Laura werthvolle 
Geschenke zum Angebinde, nur Eduard's Gabe war 
die bescheidenste. Und doch wäre es einem ruhigen 
Beobachter nicht entgangen, daß die schöne Laura hoch 
erröthete, als ihr armer Musiklehrer vor ihr stand. 
Als sie, Eduard dankend, den dargebotenen Blu 
menstrauß sorgsam in eine vergoldete Vase gebend, sich 
etwas niederbog, fiel eine kleine Thräne aus ihren schönen
	        
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