Volltext: Österreichische Kriegsgeschichten 1914/15

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and) die Kistl afjcrften ... Es freut mich sehr, hast mir 
reichst gute Sachen geschickt, was ich sehr gut brauchen kann, 
und werde mir's auch recht gut schmecken lassen; werde 
halt jetzt Weihnachten halten. Die Weihnachten waren 
bei uns wohl nicht gut, am Christtag hatten wir den 
ganzen Tag kein Brot und mußten auch bei Nacht mar?- 
schieren; aber doch muß man sich immer glücklich schätzen, 
wenn man so gut draus kommt. 
Am 22. Dezember hatte ich wohl ein großes Glück, 
da hat mich wohl der Schutzengel geführt. Ich lag in dem 
Schanzen graben in meiner Deckung, 300 Schritte vor 
uns waren die Russen. Diese schossen immerfort, so daß 
die Kugeln in einem fort über meinen Kopf sausten, und 
aud; die Kanonen schlugen links und rechts ein; da kam 
ein Offizier von der Artillerie und sagte, ich möchte ihm 
meine Deckung überlassen, weil er von da aus die Russen 
gut beobachten konnte, denn ich hatte eine sehr gute aus¬ 
gesucht. Ich ließ ihn herein und suchte mir daneben 
eine andere Deckung. Kaum war ich zwei Minuten 
weg, schlug i n dieselbe D e ck u n g eine Granate ein 
und riß dem Offizier die ganze Brust entzwei; er 
war sofort tot, ich aber bin unversehrt geblieben, 
nur meine Rüstung, welche ich! noch dort hatte, war gänzlich 
zerfetzt. So kann man sehen, daß der Herrgott das Gebet 
nicht unerhört ließ. Liebe Gattin! Vertrauen wir nur auf 
Gott und lassen wir vom Gebete nicht ab, dann werden 
wir uns gewiß gesund und freudig wiedersehen . . ." 
Letztes Angedenken. 
E i n S o l d a t e n b r i e f. 
Wir waren Vorpostenreserve und hatten, jeder Zug 
abwechselnd, vier Stunden gut und fest geschlafen. Noch 
hüllte das Schweigen der Nacht die Welt in friebUdEjen 
Schlaf und einem grauen Schleier gleich lag die Dämmerung 
über die Natur gebreitet. Purpurrot kam langsam am Hori¬ 
zonte die Sonne empor und wob ihre goldenen Fäden 
in den Dämmerschein des jungen Tages.
	        
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