Volltext: Leopold Hörmann

vor zwei Jahren in den Ruhestand trat, Hetz er sieb auch wieder in Linz 
nieder, wo er einst als junger schaffender Künstler gewirkt hatte. Dicht jo 
sehr mit {einen dichterischen versuchen und Aufsätzen, die damals in tDiener 
Zeitungen erschienen, verdiente er sich die literarischen Sporen, als vielmehr 
mit Vorlesungen in seiner heimatlichen Mundart. Diese Erfolge festigten in 
ihm auch den Entschluß, mit seinen eigenen Dialektpoesien hervorzutreten, 
die dank ihrem Rumor und rhythmischem Klange gar bald viele Jreunde 
fanden und zur Solge hatten, daß ihn die maßgebende Kritik den besten 
österreichischen Mundartdichtern, namentlich Stanz Stelzhamer, an die Seite 
stellte, dem übrigens Rörmann stets als dem „oberdeutschen Sritz Reuter“ 
größte Uerehrung entgegengebracht hat. 
Als zur Zeit des Naturalismus auch das tiefere Uerftändnis weiterer 
Kreise für die volkstümliche Dichtkunst und insbesondere für die mund 
artliche Poesie wieder erwachte, gab Rörmann in einem Bändchen „Biogra 
phisch-kritische Beiträge“ (1895) nähere Aufschlüsse über die hervorragendsten 
österreichischen Dialektdichter. Mir finden darin sowohl hinsichtlich der Per 
sönlichkeit und des Schaffens, außer dem „Sranz von Piesenham“ (Stelz 
hamer), die Oberösterreicher P. Maurus Lindemayr und K. A. Raltenbrunner, 
die Niederösterreicher P. Josef Misson, Anton Schosser und Moritz Schadek, 
den Salzburger August Radnitzky und die Steirer Bans Sraungruber und 
Rans Brasberger verständnisvoll gewürdigt. Rörmann weiß hier auch als 
trefflicher Kenner der Mundartliteratur im allgemeinen einen strengen Unter 
schied zu machen zwischen den bodenechten Dialektdichtern und jenen, die 
nur Angelesenes und Nachempfundenes bieten. Auch nimmt er Stellung zu 
dem Bestreben mancher Poeten dieser Art, ihre Sprache dem städtischen 
und weiteren Leserkreis verständlich zu machen. Daß die Mundart hierbei 
sehr viel von ihrem Charakter einbüßt, ist klar. Aber wenigstens soll dies 
nicht künstlich, absichtlich getan werden; denn, wie unser Dichter ganz 
richtig bemerkt, „schleift sich der Dialekt im Laufe der Zeit ab, ähnlich wie 
vom Baume der Uolkssitten und Cebräucbe ein Ast um den anderen fällt, 
ein Opfer der hastig fortschreitenden Kultur“. . * 
Damit hat Rörmann eigentlich auch den Standpunkt gekennzeichnet, den 
er bei seinen eigenen mundartlichen Schöpfungen immer einnimmt, büohl hat 
auch er in der Schreibung des Dialekts auf das große Publikum Rücksicht 
genommen und so beispielsweise das ai Stelzhamers für oa vermieden, aber 
es blieb ihm ein heiliges Bedürfnis, streng an den Ausdrucksmitteln seiner 
engeren Reimat, des Mühlviertels, festzuhalten und die Urwüchsigkeit zu 
wahren. Das poetische Schaffen Rörmanns mag, wenn man es heute über 
blickt, im Uergleicbe mit anderen Mundartpoelen, der Menge nach allerdings 
nicht groß erscheinen, was aber die Liefe, die Innigkeit des Gehaltes anbelangt,
	        
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