Volltext: Leopold Hörmann

$0 haben {ich wirklich alle freunde, die erreichbar waren, ob fern, 
ob nah, eingefunden, um ßörmann zu seinem Sechzigsten einen Bliick- 
wunsch darzubieten. So mancher Gruß kam da auch aus dem leide geflogen, 
selbst aus dem Schützengraben, und ist vielleicht unter dem Vomier der 
Kanonen niedergeschrieben. Wiewohl die Aufforderung, mitzutun, nicht alle 
liebwerten freunde und Kunstgenossen erreicht zu haben scheint, so ist doch 
die Zahl der Widmungsblätter eine stattliche. Aber wie rasch und bereit 
willig ein jeder der hier Vertretenen der Einladung folgte, das ist wohl ein 
voller Beweis für die Wertschätzung und Beliebtheit, deren sich ßörmann in 
literarischen Kreisen erfreut. 
Darin aber liegt, denke ich, auch der schönste Cohn für die Lebensarbeit, 
die man anderen zuliebe geleistet. Und gerade in der Zunft der Dichter und 
Schriftsteller wiegt das doppelt, wo es sonst Heid, Mißgunst und Cliquen 
wesen im allgemeinen jedem Strebenden schwer genug machen, Anerkennung 
' rechtzeitig zu finden und wirklich nach Verdienst gewürdigt zu werden. Auch 
ßörmann hat das oft und oft empfinden müssen. Um so mehr möge ihn 
aber heute das Bewußtsein erheben, daß sein Harne weit über Österreichs 
Baue bekannt ist und daß ihn der Volksstamm, dem er entsprossen, mit 
Stolz zu seinen besten Söhnen zählt. 
Zu Urfahr, das, am linken Ufer der Donau Cinz gegenüber gelegen, mit 
diesem durch eine Brücke verbunden ist und heute als ein teil der ober- 
österreichischen Landeshauptstadt betrachtet wird, wurde Leopold ßörmann als 
der Sohn schlichter, aber braver Eltern am 26. Oktober 1857 geboren. Hach 
dem Besuch der Volksschule und einer Zeichenschule in Linz kam der Acht 
zehnjährige nach Wien, um hier die Bildhauerkunst, für die er Begabung 
und Lust bewies, gründlich zu erlernen. Er war auch wirklich hernach über 
zwölf Jahre in Cinz als Bildhauer tätig. Doch die Unsicherheit des freien 
künstlerischen Berufes angesichts der (ich schon damals immer ungünstiger 
gestaltenden CebensverhältniUe bewog ihn, der Künftlerlaufbahn zu entsagen 
und eine gesicherte Stellung anzustreben, die ihm zugleich genügend Muße 
erübrigte, um seine idealen Ziele zu verfolgen. Eine solche bot sich ihm auch 
bald bei dem Ersten allgemeinen Beamtenverein der österreichisch-ungarischen 
Monarchie, wo er, geschätzt von Kollegen und Vorgesetzten, fast dreißig Jahre 
in gewissenhafter Erfüllung seiner Pflichten wirkte, wirklich fand ßörmann 
in diesen Jahren auch reichlich Zeit und Gelegenheit, sich dichterisch und 
schriftstellerisch zu betätigen. Dabei beseelte ihn immer treue Anhänglichkeit 
an die geliebte ßeimat und an seine Landsleute. Wie sein von ihm ver 
ehrtes Vorbild, franz Stelzhamer, wiederholt ausruft: „Daboam is 
dahoam“, so zog es auch ihn in den Urlaubszeiten stets nach Oberöster- 
reich und in den Ort, wo einst seine Wiege gestanden. Und als ßörmann
	        
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