Volltext: Leopold Hörmann

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Leopold Körmann 
zum 26. Oktober 1917. 
lllir öfterreicbifcben Dichter find wie die landfabrenden pedgenoffen der 
Uogelweiderzeit. Candfahrend! heimatlos! Und das ßerz überquellend voll 
klingender Melodie. 3 n deutschen Gauen finden manche von uns Gastrecht 
und Ansehen, und die alte Heimat siebt plötzlich den Kranz des Sängers 
um ihre Stirn. Da gibt und wird sie ihnen, was sie vergab, ihnen zu 
sein: Heimat! 
Giner von ihrer wanderschar aber hat ihnen schon jahrelang ein heimat 
liches willkommen bereitet. Dnen vor allen, den jungen, Aufstrebenden, 
Unbekannten. Einen Straub blühender Zweige hat er gesammelt mit ihren 
Damen und Lebensschicksalen, und der Straub wuchs ihm im Laufe eines 
UiertelJahrhunderts unter den Händen zum blühenden, klingenden, öster 
reichischen Dichterhain. manches Landfahrerlein hat seine Stimme zuerst in 
den „Wiener Mitteilungen" erhoben, als sie noch „Lechners Mitteilungen" 
hieben, und empfindet an diesem Lage dankbar, das; es durch sie bekannt 
und heimisch geworden. Und es drückt dem selbstlosen Manne die Hand, 
der die Wanderschar führt und heuer auch sein eigenes Jubelfest, das 
bedeutungsvolle sechste Jahrzehnt seines Lebens, als begeisterter Mitkämpfer 
und Sänger des herzfrischen, trutzigen, innigen Uolksliedes in der Mundart 
des Oberösterreichers feiert. Leopold ßörmann! Aus Dir singt das Uolk, 
die Heimat, unverkünftelt und unverfälscht wie der klare, sprudelnde Wald 
bach — dab man sie nicht auseinanderhalten kann, dab üo 1 k und Dicbter 
Eins wurden in Dir, ein Wort, ein Sinn, eine Seele. Uolksdicbter! 
Salzburg, 21. Juli 1917. ]rene v. Scbellander. 
An Leopold Körmann. 
Uertraue auf den sichern Sieg des Guten! 
Dur I o kannst Du in dieser Zeit bestehn; 
Sonst mubt Du in den wüsten Schreckensfluten 
Mit Deiner Last von Mitleid untergehn. 
Zu schwer und herb ist Deiner Leiden Hürde: 
Es drückt auf Dich das Weh der ganzen Welt; 
Du kannst sie tragen nur mit schlichter Würde, 
Die ihr Uertraun auf alles Gute stellt.
	        
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