Volltext: Analyse der Laute der menschlichen Stimme vom physikalisch-physiologischen Standpunkte

57 
Die Vokale i°, e°, a*, o° und u” sind so auszusprechen, 
wie sie gewöhnlich im Deutschen, im isolirten Zustande, ausge 
sprochen werden; ebenso ist i u = ü, e u = 6 und e a — ä. 
Da selbst die drei Vokale A, 0 und U für gewöhnlich kaum 
ohne Mitwirkung der Zunge ausgesprochen werden dürsten, so 
sind eigentlich alle Vokale getrübt, dieses Prädikat in dem ge 
wöhnlichen grammatischen Sinne genommen, und es stellt sich 
somit dasselbe, da nun aller Eintheilungsgrund fehlt, als über 
flüssig heraus. Es ist übrigens klar, daß sich nur die Zungen- 
vokale mit den Gestaltvokalen, nicht aber die ersteren oder die 
letzteren mit ihres Gleichen zusammensetzen lassen; denn es wäre 
widersinnig, der Mundhöhle gleichzeitig verschiedene Längen, oder 
der Mundspalte gleichzeitig verschiedene Größen oder der Zunge 
gleichzeitig verschiedene Lagen geben zu wollen. 
Erzeugt man die Vokale mittelst mechanischer Vorrichtungen, 
deren Dimensionen beliebig abgeändert werden können, so kann 
man wohl auch den Einfluß der Länge der Röhre mit jenem des 
Verhältnisses ihrer Oeffnungen kombiniren; aber bei dem Sprach- 
organe ist dieß nicht leicht möglich, weil die Mundhöhle durch 
eine Vergrößerung der Mundöffnung zugleich eine Verkürzung er 
leidet, und weil durch letztere die Verlängerung, welche man ihr 
mittelst der Lippen geben kann, wieder kompensirt wird. 
In dem oben gegebenen Schema bilden die Vokale noch ein 
eigenes, von jenem der Konsonanten ganz verschiedenes System. 
Dieß ist begreiflich, weil die Entstehungsart der Vokale ganz und 
gar von jener der Konsonanten abweicht. Ist jedoch diese Spal 
tung in zwei Systeme unvermeidlich? Ist die Kluft zwischen 
Selbst- und Mitlauten wirklich so groß, daß sie sich nicht unter 
ein Dach bringen lassen? 
Wir haben die Mitlaute nach Schauplätzen eingetheilt; was 
ist natürlicher, als daß wir zu erforschen suchen, ob nicht auch 
die Selbstlaute eine solche Eintheilung zulassen, — ob sie nicht 
auch nach den Schauplätzen sich verändern? Darüber kann nur 
die Erfahrung entscheiden und in der That, wir finden, daß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.