Volltext: Analyse der Laute der menschlichen Stimme vom physikalisch-physiologischen Standpunkte

51 
rigen Gestalt der Mundhöhle ausspricht, ist eine deutliche Anzeige, 
daß die genannten drei Vokale auch durch die Mitwirkung der 
Zunge entstehen können. Daran ist übrigens nicht zu zweifeln. 
Sie kommen ja am deutlichsten zum Vorschein, wenn die Zunge 
übereinstimmend wirkt mit den anderen Ursachen, welchen jeder 
dieser Laute sein Entstehen verdankt. Bei der 0-Gestalt wird 
durch die Mitwirkung der Zunge das deutlichste 0, bei der II-Ge 
stalt das deutlichste II, und bei der A-Gestalt das deutlichste A 
entstehen. Wenn aber das Bestreben der Zunge mit der Gestalt 
der Mundhöhle nicht im Einklänge stehet, so verlieren diese Laute 
ihre Reinheit und sie bekommen eine Färbung, wie sie aus der 
Coincidenz zweier Laute sich ergibt. Die Engländer sind Meister 
in der Aussprache solcher Vokale. 
Gibt man der Mundhöhle die 0-Gestalt und beobachtet 
hierauf die Bewegungen, welche die Zunge ausführt, um die 
Vokale zu erzeugen, so findet man, daß diese Bewegungen nur 
eine Annäherung an den Gaumen bezwecken, deren Größe sich' 
nach der Natur der Vokale richtet und für jeden verschieden 
ist. Gewisse Theile der Zunge kommen dabei am nächsten an 
den Gaumen zu liegen, und es entsteht an dieser Stelle eine 
Verengung der Mundhöhle. Durch diesen verengten Querschnitt 
wird die Mundhöhle in zwei Partien getheilt. Da nun eine 
Aenderung in der Lage der Zunge keinen andern Zweck ha 
ben kann, als die Dimensionen des Kanals, durch welchen die 
Strömung geht, also sowol seine Länge, als auch das Ver 
hältniß seiner Ein- und Ausmündung abzuändern, so frägt eS 
sich, welche von jenen zwei Partien der Mundhöhle ist die ei 
gentlich wirksame, oder was dasselbe ist, welche von ihnen 
verrichtet die Funktionen der Ansatzröhre in dem Willis'schen 
Versuche? 
Bei der Erzeugung des I fällt die Verengung des Quer 
schnitts nahe in die Mitte des Gaumens. Lassen wir nun auch die 
anderen Vokale in der Ordnung E, A, 0, U entstehen, so rückt 
die Verengung des Querschnittes immer mehr gegen die Rachen 
enge vor. Vergleichen wir diese Thatsache mit dem Ergebniß des 
4*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.