Volltext: Führer in Aussee, Grundlsee, Alt-Aussee und Hallstatt [31 / 2. Aufl.]

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Die Bewohner. 
Sogenannte Kranzbindtänze, das Entführen der Braut u. dgL 
sind auch hier im Gebrauch. 
Das sogenannte Gassein oder Fensterin wird von ledigen 
Burschen hier sehr eifrig betrieben und sieht man in später 
Abendstunde sehr oft eine ganze Gesellschaft von Burschen 
vor das Fenster einer Schönen ziehen, um dort durch Gesang 1 
und Gasselsprüche die Gunst der Spröden zu erwerben; der* 
Begünstigte schleicht dann oft in der Nacht, eine Leiter auf 
der Schulter, unter das Fenster der Ersehnten und klettert auf 
der angelegten Leiter in ihr Zimmer. Fremde, die eigenes 
Dienstpersonale mitbringen oder solches hier in Dienst nehmen, 
dürfen also bei Anrücken eines leitertragenden Burschen nicht 
etwa die geplante Ausführung eines Diebstahls befürchten. 
Die stellungspflichtigen Burschen werden, wenn sie zur 
Assentirung einberufen sind, von ihren Liebsten mit grossen 
bunten Sträussen geschmückt, ziehen singend und händeklatschend 
in corpore aus und verüben manchen Schabernack. 
Die Unterhaltung von Jung und Alt besteht in Spielen, 
die sich nach der Jahreszeit richten und wesentlich dazu bei 
tragen, die Muskeln zu stählen, das Auge zu üben und die 
Jugend vor Trunkenheit und Raufereien zu bewahren. Im Winter 
wird das Eisschiessen schwunghaft betrieben und werden ent 
weder eigene Eisbahnen angelegt oder auf dem festgetretenen 
und niedergefahrenen Schnee der Strasse mit schweren, eisen- 
bereiften Birn- oder Mehlbeerbaumstöcken von Jung und Alt, 
Gross und Klein geschossen. 
Auch auf den beiden Seen werden, sobald genügend festes 
Eis dieselben deckt, Eisbahnen angelegt. Ein weiteres Ver 
gnügen, das namentlich von den Anwohnern der Seen betrieben 
wird, ist das Stackein. Ein kleiner Schlitten, auf dem ein Brett 
liegt, wird bestiegen und mittelst eines mit fester Eisen spitze 
versehenen Bergstockes vom Eise abgestossen; pfeilschnell fliegt 
der kleine Schlitten über die glatte Fläche, oft spritzt aus der 
dünnen Eisdecke rückwärts das Wasser in die Höhe. Das 
Schlittschuhlaufen gehörte vordem nicht zu den Uebungen der 
Einheimischen. Im Sommer bildet das Hauptvergnügen das 
Scheibenschiessen. Zahlreiche Schiessstände vereinigen Rohr 
und Palesterschützen; auch das Taubenschiessen (eine an langer 
Gliederkette aufgehängte schwere Holztaube mit einer scharfen 
Eisenspitze vorne versehen, wird durch Schwingung in eine 
Zielscheibe getrieben) und das Plattlwerfen (etwa einen Quadrat-
	        
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