Volltext: Führer in Aussee, Grundlsee, Alt-Aussee und Hallstatt [31 / 2. Aufl.]

Die Bewohner. 
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Die Männer sind fast durchwegs schlank und ebenmässig 
gewachsen, durch stramme Haltung ausgezeichnet, sehen selten 
roh aus und geberden sich auch in den seltensten Fällen so. 
Bart und Kopfhaar wird sorgsam gepflegt und sind Voll 
bärte unter der Landbevölkerung häufig. Die Nationaltracht 
jüngerer Mode, die auch von den Fremden, welche hier ihre 
Sommerfrische gemessen, mit Vorliebe getragen wird, besteht in 
sogenannten grobgenähten, stark genagelten Schuhen ohne Ab-* 
Sätze, vorne mit scharfen Eisen beschlagen, grünen Wollstrümpfen, 
schwarz gefärbten, oft sehr reich mit grüner Seide ausgenähten 
kurzen Lederhosen (Pistolenhosen), die das Knie frei lassen; 
die meisten jüngeren Bursche tragen wohl weisse Leinenunter 
hosen, so dass (namentlich im Winter) die nackten Knie immer 
seltener werden. In der rechten Seite der Hose steckt ein oft 
schön gearbeitetes Messer in einem Futteral, hie und da auch 
bei einem Barschen ein Messstab. 
Eine grüne Tuchweste mit Hirschhornknöpfen umschliesst 
die Brust und hebt das meist hochrothe Halstuch sich von 
derselben sehr gut ab. Eine eigenthümlich geschnittene, kurze 
graue Tuch- oder Lodenjoppe wird ohne Unterschied Sommer 
und Winter hindurch getragen, und als Kopfbedeckung dient 
der hohe grüne Hut, mit breitem grünen Seidenbande, geziert 
mit prächtigem Gemsbarte (oder Auerhahnstosse) und wird von 
lieber Hand meist mit frischen Blumen geschmückt. Auch die 
erworbenen Schützen Zeichen werden gerne am Hute getragen. 
Die weibliche Bevölkerung trägt schwarzseidene Kopftücher in 
grossen Maschen — jedoch nicht so kunstreich, wie bei den 
Ischler- und Ebenseermädchen — geschlungen, breite, vorne 
mit grossem Beschläge versehene silberne Halsketten; das ge 
wöhnliche Kleid weicht jetzt wohl von den eigentlichen kurzen 
rothen Nationalröckchen ganz ab, nur beim Fahren auf und 
von der Alm und bei Tänzen werden die rothen kurzen Röcke 
noch getragen. Die Mädchen stehen den Burschen in ihrer 
Aeusserlichkeit weit nach: die Frühreife, angestrengtere Arbeit 
und sonstige Ursachen lassen sie alle älter erscheinen und 
äusserst selten begegnet man einem erwachsenen, frisch und 
jugendlich aussehenden Bauernmädchen. Bei Männern und 
Weibern-' sowohl, selbst bei den Kindern schon sieht man fast 
durchwegs schlechte Zähne, was wohl namentlich im überaus 
starken Kalkgehalt des W T assers und in dem Genüsse zu heisser 
Speisen seine Ursache haben dürfte. Dann und wann, nament-
	        
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