Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Einweihung des israelitischen Tempels in Linz des ersten in Oberösterreich

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modernen Descendenz⸗Theorie erbte er die Tugenden seines Vaters und 
glühte für die Ordnung eines schönen Kultus. Herr Wallerstein hat 
aber noch andere Vorzüge. Er ist beweglich als geborener Sachse, be⸗ 
harrlich als Gatte einer Preußin, —— 
reicher, opferfreudig als Jude. Er ist endlich Vorsteher! Doch nein, 
das ist nicht' der rechte Name. Er, ist Gabbai, d. h. Einnehmer, der 
es versteht, die Menschen für sich einzuuehmen und ihnen das 
Geld für edle Zwecke abzunehmen. Und er hat sich als Gabbai 
meisterhaft bewährt! Dies bezeugt der Tempel, dies bezeugen die 
Schulden, die er als Finanzmann für die Linzer Gemeinde kontrahirt 
hat. Das ist die Gemeinde des Herrn Dr. Kurrein: gesund, kräftig, 
opfermutig, geführt und geleitet von einsichtigen und thatkräftigen 
Männern J.. 
Und nun zur Gattin des Predigers! Er sprach heute im 
Gotteshause sehr feurig, — denn der echte Redestrom entspringt aus 
einem Feuerquell, — und mit kräftigem Pathos, weil er selbst von 
den Ideen des Judentums begeistert ist, und weil er zu Hause keine 
Stimme hat. Ein Prediger, der die ganze Woche vor seinem lieben 
Weibchen kein lautes Wort hervorbringen darf, redet um so kräftiger 
öffentlich. Er freut sich, daß er auch seine Zunge gebrauchen darf. 
Hat nun die junge Gattin das Verdienst, daß Herr Dr. Kurrein so 
kräftig und eindringlich im Gotteshause redet, so verdient sie auch ein 
großes Lob dafür, daß ihr Gemal, wie man mir erzählte, sich gewöhnt, 
an ihrer Seite langsamer einherzugehen, nicht mehr so rasch, wie 
als Junggeselle. Das ist sehr weise. In unserer Zeit dürfen die 
Prediger nicht sehr rasch vorwärts gehen, da die Gemeinden ihnen 
nicht nachfolgen können oder wollen. — 
Herr Dr. Kurrein, der ausgezeichnete Festredner, der rasch redet 
und nunmehr langsam geht, steht an der Spitze einer trefflichen, ein— 
heitlichen Gemeinde und erfreut sich eines stillen, häuslichen Glückes 
an der Seite einer jungen, lieben Gattin aus dem meerbeherrschenden 
Reiche der Freiheit: Herr Dr. Kurrein, seine Gattin und seine Ge— 
meinde, sie leben hoch 
30n 
Toast auf den Herrn Oberkantor Professor S. Sulzer, gesprochen 
Herrn Fürth. 
Meine H erren! — 
Der Trinkspruch, welchen ich auszubringen mir erlauben werde, 
zilt I99 5903 59 7)) dem sieggekrönten Sangmeister im Geiste
	        
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