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Vertreter derselben in unserer Mitte sehen, Vertreter einer Gemeinde,
die eine Zierde, die ein Stolz des ganzen Judentums sind, Vertreter
einer Gemeinde, die Institutionen geschaffen, nicht nur zur Hebung
und Veredlung des religiösen Kultus, welche mustergiltig geworden
sind für die ganze Welt, denn wo gebildete Juden ihren Gott ver—
ehren, da ertönen die wunderbar ergreifenden Melodien unseres wackern
Altmeister Sulzer, sie hat auch Schöpfungen in's Leben gerufen, die
für das körperliche und geistige Wol ihrer Glaubensgenossen nicht
allein, die allen Mitbürgern im Geiste der Humanität und Nächsteun—
liebe offen stehen. In den Kämpfen für religiöse und bürgerliche
Gleichstellung ist es vor allem die Wiener Kultusgemeinde gewesen,
die an der Spitze gekämpft hat, mit welchem Erfolg, wir wissen es alle.—
Maänner der Wiener Kultusgemeinde sind es, die Sitz und
Stimme in den höchsten gesetzgebenden Körpern des Reiches inne haben,
und deren hervorragendes Wirken den Dank und die Anerkennung des
ganzen Landes finden.
Und noch Eines möchte ich besonders betonen, es ist die groß—
artige unerschöpfliche Opferwilligkeit, ihr warmes Herz für alles Schöne
und Große, für Erhabenes und Edles. Wo es gilt, Arme, gedrückte
Glaubensbrüder bis im fernsten Osten des Welttheiles moralisch zu
heben und materiell zu unterstützen, ist es immer die Wiener Kultus—
gemeinde, welche die Initiative ergreift und mit vollen Händen spendet.
Auch den kleineren Gemeinden, welche sich an sie um Hilfe wenden,
wird Unterstützung in jeder Richtung zu Teil. Ich muß es hier
Namens unserer Gemeinde mit dankerfülltem Herzen aussprechen, daß
wir die Inangriffnahme des großen schönen Werkes, über dessen Ge—
lingen wir uns heute alle so innig freuen, umfassendeẽr Teilnahme
hervorragender Männer dieser Kultusgemeinde zu verdanken haben.
Und so bitte ich Sie, mit mir das Glas zu erheben und ein
Hoch auszubringen der mit uns in Liebe und Treue verbundenen
Schwestergemeinde, die Wiener Kultusgemeinde. Sie lebe hoch, hoch, hoch!
(Bravo, bravo.)
Toast auf Se. Ehrwürden Herrn Dr. Jellinek, Prediger der
isr. Kultusgemeinde in Wien, gesprochen von Sr. Ehrwürden Herrn
Dr. Ad. Kurreiinn.
Meine Hochverehrten!
Im Talmud lesen wir eine reizende kleine Erzählung: Ein
Wanderer erblickte einst nach langem Wandern in der Wüste einen