Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Einweihung des israelitischen Tempels in Linz des ersten in Oberösterreich

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nett zu kleiden, Reinlichkeit bei und um sich zu schaffen, sich dann 
umzusehen nach Außen, und sie fanden, daß es gut sei. Diese Tugend 
der Ordnungsliebe mußte sich nach und nach der Umgebung mittheilen; 
fie übergieng zunächst auf die Töchter und sodann auf das starke Ge— 
schlecht. Die Tochter empfand den Trieb, sich irgendwo zu zeigen, um 
zu sehen und gesehen zu werden. Zunächst war es der öffentliche 
Spaziergang. Man kann aber auf öffentlichen Spaziergängen doch 
nicht allein erscheinen. Der erste beste Begleiter kann da nicht ge— 
nommen werden. Der Blick wendet sich nach dem kleinen Vrüderchen. 
Das muß nun aber auch nett und entsprechend aussehen. Es wird 
also gescheuert, gesäubert und herausgeputzt. Bald findet auch der 
störrische Alte, daß es so gut sei, und auf solche Weise bringt die Frau 
die Keime der Ordnung, Reinlichkeit und Gesittung ins Haus und 
hat auf ganz natürlichem Wege der Aufklärung und der Civilisation 
eine Gasse gebahnt. Sind das nicht Wunder, die wir nur nicht be— 
merken, weil sie uns alltäglich vorkommen, die aber darum nicht minder 
anstaunenswerth sind 
Ich könnte meine Beweise für die Wunderthätigkeit unserer Frauen 
noch in die Unendlichkeit fortspinnen; doch will ich Ihre Geduld nicht 
auf die Probe stellen, und Zeit und Umstände, unter denen ich spreche, 
berücksichtigen. Ich konstatire also nur, daß wir eine Ungerechtigkeit 
begehen würden, wenn wir uns in den Toasten nur auf uns selbst 
zurückziehen und nur uns selbst bejubeln wollten. Sie werden daher 
mir als einem der Jugend schon entwachsenen Manne, der aus Er— 
fahrung spricht, dem es nicht mehr um Komplimentenmacherei, sondern 
um die Feststellung der Wahrheit, die Konstatirung dessen, was ist, zu 
thun sein kann. Sie werden mir erlauben, wenn ich mein Glas erhebe 
auf das Wol der Frauen, und Sie werden es natürlich finden, wenn 
ich dabei nicht blos um der Gelegenheit willen, bei der es geschieht, 
sondern weil die Frauen anderer Gesells chaftsschichten auf unendlich 
wenigen Schwierigkeiten bei ihrem segensreichen Wirken stoßen, — vor— 
nemlich die jüdischen Frauen im Auge behalte und mit Ueberzeugung 
und Begeisterung ausrufe: Die füdischen Frauen, sie leben hoch, hoch, 
hoch! (Bravo, bravo.) 
Toast auf die Wiener Kultusgemeinde von Herrn Hahn. 
Geehrte Festgenossen!— 
Es waurde mir der ehrenvolle Auftrag zu Theil, die Vertreter 
der Wiener Kultusgemeinde zu begrüßen. Ich unterziehe mich demselben 
mit um so größerer Freude, als wir so hoch achtbare und würdige
	        
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