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unseres ehemaligen Bethauses behielt er uns ebenso in wolwollendem
Angedenken, wie wir durch ein regelmäßiges Gebet für sein Wol und
sein langes Leben an seine Tätigkeit und fein Wirken stets gemahnt
werden, und zu unserem heutigen Feste spendete er für unser Gottes—
haus in der unbegränzten Wolthätigkeit seines edeln echt jüdischen
Herzens, von dem so viele Menschen und so viele Gemeinden des
Erdenrundes zu erzählen wissen, einen herrlichen Kelch des Segens und
eine neue, Abschrift der Thora, an welcher er mit eigener Hand die
drei letzten Worte schließend schreibt. Diesen Moses, den treuen
Diener seines Gottes, den bewährten Wolthäter seines Volkes, den
wolwollenden Gönner unserer Gemeinde möge der himmlische Vater
wahrhaft segnen und auf sein Heil und Wol und auf sein langes
Leben erhebe ich mein Glas und leere es: dit Moses Dlontefiore,
Bart. lebe hohh
Donnerndes Hoch, lebhafter Beifall).
Toast auf die Festgäste von Herrn Dr. L. Winternitz, Vor—
steher der Kultusgemeinde in Linz.
Geehrte Damen und Herren!
Es ist eine merkwürdige Erscheinung in der Geschichte, daß von
allen Völkern des Altertums der Stamm Abrahams allein es ist,
welcher Trotz geboten hat den Stürmen der Zeit und dem eisernen
Naturgesetze der Vergänglichkeitic.
Dieser Stamm Abrahams ist es, dessen Geschichte zu einer Zeit
beginnt, wo die Geschichte anderer Nationen in sagenhaftem Nebel verhüllt
ist, und dieser Stamm Abrahams hat Trotz geboten allen Anfechtuugen
and allen widerwärtigen Schicksalen, welche sich seiner Entwickelung
entgegengestellt haben. Er sah die größten Nationen hinweggerafft
werden vom Strome der Zeit, sah die mächtigsten Reiche zusammen—
brechen und ist allein aufrecht geblieben mitten im Zusammensturze
der alten und mitken in dem kriegerischen Ringen der neu in die Ge—
schichte eingetretenen Nationen. Fragen wir, welchem Umstande dieses
Volk seine merkwürdige Dauer im Wechsel zu verdanken hat? Jene
mächtigen Völker des Altertums suchten ihre Kulturmission in der
Erwerbung und Erweiterung der Macht, die Macht äber wird nur
erworben durch Krieg „durch Zerstörung, durch Vernichtung. Das
Volk Abrahams aber ist durch feine religioͤsen Anschauungen der Träger
einer eigenen unsterblichen Kulturidee geworden und dieses ist die Idee
des einigen, einzigen Gottes. So lange diese Idee auf Erden lebt,
sind die Träger dieser Idee ebenfalls unauflöslich mit derselben ver—