Volltext: Festschrift zur Erinnerung an die feierliche Einweihung des israelitischen Tempels in Linz des ersten in Oberösterreich

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eigenen Angehörigen zu gewinnen, sondern sie gehen hinaus über die 
Grenzen des Reiches und wollen noch mehr Völker unterwerfen, die 
ihnen fremd bleiben werden. In unserem Oesterreich wird seit uralten 
Zeiten ein anderes System verfolgt. Unser Vaterland ist nicht auf 
Eroberungen ausgegangen, die Fürsten, die an seiner Spitze gestanden, 
haben nie das Schwert ergriffen, um Eroberungen zu machen, aber 
im Innern des Reiches haben sie erobert. Unser Kaiser, dessen Name 
erinnert an Denjenigen, der in den Herzen Aller in Oesterrich unver— 
gänglich ist, und der bereits im vorigen Jahrhundert diese Sonne auf— 
gehen ließ, damit kein Unterschied sei zwischen Juden und Nichtjuden, 
hat die größten Eroberungen gemacht. —— 
Man sagt allerdings, es sind Theile unseres Reiches verloren 
gegangen. Meine Herren! das ist ein geringer Verlust, denn in den 
Herzen der Oesterreicher sind solche Eroberungen gemacht worden, die 
mehr wert sind, als jede Ausdehnung der Reichsgrenzen. —— 
Ich bin nicht berufen, das Wort zu ergreifen für andere Na— 
tionen, auch nicht für andere Konfessionen, aber ohne unbescheiden zu 
sein, darf ich mir doch erlauben, im Namen meiner österreichischen 
Glaubensgenossen es auszusprechen — und ich glaube, ich werde bei 
keinem Juden auf Widerspruch stoßen, wenn ich sage, eine der schönsten 
Provinzen, die unser Kaiser erobert hat, ist das jüdische Herz. (Bravo, 
Bravo!) Das ist eine der schönsten, reichsten und aufopferndsten Pro⸗ 
vinzen, das ist eine Provinz, welche die reichsten Erträgnisse an Hin— 
gebung, Aufopferung und Selbstverläugnung liefert. Diese Provbinz, 
die noch vor einem Vierteljahrhundert vernachlässigt wurde; diese hat 
unser Kaiser gewonnen. Wir haben Italien verloren, wirsind in 
Deutschland geschwächt worden, aber in Oesterreich ist unser Vaterland 
gestärkt worden durch dieses treu ergebene jüdische Herz. 
Ich bin überzeugt, wenn man lesen könnte in dem Herzen ge— 
cade der Linzer Gemeinde, wie dankerfüllt sie ist, wie treu ergeben 
dem Fürsten, unter dessen Sonne eine neue Zeit angebrochen ist, so 
würde Alles, was wir in Oesterreich sehen, dagegen zurücktreten. Es 
gibt kein Herz in ganz Oesterreich und bei keinem Volke, das so dank— 
bar ergeben, so voll Pietät ist, wie das jüdische. Das ist eine Provinz, 
die man in keiner Geografie findet. Man hat in den alten Geografien 
von Oesterreich die Juden rangirt neben denjenigen Volksklassen, welche 
herumvagiren. : IWW — 
Meine Herrn! die Zeiten sind anders geworden. Wir haben 
jetzt eine Stellung erreicht, um die wir lange gekämpft haben. J 
Erlauben Sie mir daher, den Wunsch auszusprechen, es möge
	        
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